Welcome back – MAD MAX: FURY ROAD

Was? Zehn Oscar-Nominierungen für „Mad Max: Fury Road“? Ich dachte schon, ich hätte mich verlesen – vor ein paar Wochen. Zehn Nominierungen für „Mad Max“? Das hat mich neugierig gemacht. So neugierig, dass ich mir den Film ganz gegen meine Überzeugung noch schnell vor der Verleihung der Academy Awards angeschaut habe.

Warum gegen meine Überzeugung? Über 30 Jahre ist es her, dass sich Mel Gibson als verrückter Max in der Donnerkuppel herumkugeln ließ – mit Tina Turner als noch viel verrücktere Irokesenbraut. Der Film war so grotesk wie unnötig. Ehrlich gesagt, danach war ich erst einmal kuriert von „Mad Max“.

Max und die Krawallos

Dabei war Regisseur George Miller 1979 so vielversprechend gestartet mit seine Low-Budget-Produktion, katapultierte die Zuschauer in eine nicht allzu ferne, postapokalyptische Zukunft, in der sich die letzten Menschen, wenn immer sie dann aufeinandertreffen, massakrieren. Wasser und Benzin sind Mangelware und deshalb schwer umkämpft. Wer hier zimperlich ist, stirbt. Nur die Starken überleben. Wie der Ex-Cop Mad Max – ihn dürstet es nicht nur nach Wasser und Benzin, sondern auch nach Blut. Ein paar Krawallos haben seine Familie getötet. Max Rachefeldzug ist brachial brutal. Der Held wortkarg, seine Humorlosigkeit deprimierend, die Handlung eindimensional, aber gerade deshalb so eindrucksvoll. Das sind die Stärken des Films.

Teil 2 „Mad Max – Der Vollstrecker“(1981) und Teil 3 „Jenseits der Donnerkuppel“ (1985) verwässerten diesen Eindruck. Mel Gibson war zum Frauenschwarm und zum Hollywood-Star aufgestiegen. George Miller hatte den Familienfilm für sich entdeckt („Ein Schweinchen namens Babe“ – ja, wirklich). Die Figur Mad Max war ausgelutscht, verschwand in den Annalen der Filmgeschichte.

Was also hat George Miller 30 Jahre später richtig gemacht? So richtig gemacht, dass es zehn! Nominierungen hagelte, dass ich mich herabließ, dem alten Max noch einmal eine Chance zu geben? Miller hat mir (und den vielen anderen Millionen Zuschauern) eine zweistündige quietschbunte Verfolgungsjagd geliefert, ein beinahe dialogfreies Drehbuch, eine Handlung, die in ihrer Eindimensionalität erneut beispiellos ist. Dazu jede Menge Autowracks und einen schlagkräftigen Helden, der nicht Max, sondern Furiosa (Charlize Theron) heißt. Einen neuen Mad Max gibt es auch, doch der ist in „Fury Road“ eher Randfigur, was nicht schlimm ist. Tom Hardy gerät als verstaubter Einzelgänger zwischen die Fronten, entscheidet sich aber für die richtige und kämpft schließlich an Furiosas Seite.

Furiosa und die Brüter

Zur Handlung: Furiosa flüchtet mit einem Tanklastzug aus der Zitadelle, der Festung des fiesen Herrschers Immortan Joe. Mit an Bord ist eine Gruppe von Brütern. Das sind Frauen, die von Joe als Gebärmaschinen gehalten werden, um gesunde Nachkommen ins Ödland zu bringen. Joe ist außer sich, als er von Furiosas Verrat erfährt. Mit seiner Armee jagt er die Frauen. Die sind alles andere als wehrlos, aber trotzdem dankbar, dass Max und ein kalkgesichtiger Warboy (Nicholas Hoult) aus Joes Gefolge sich ihnen anschließen. Und jetzt kommt es: Gemeinsam gelingt es ihnen, Joe zu schlagen und das Volk von seiner Tyrannei zu befreien.

Klingt simpel, ist es auch. Und nicht nur das. Der Filmtitel hält, was er verspricht: eine atemlose, rasante Fahrt auf der Fury Road. Die Fahrzeuge sind permanent in Bewegung, so dass man als Zuschauer kaum zum Luftholen kommt. So viel Tempo, so viel Action, so viele Stunts. Wahnsinn! Der Film ist mitreißend, macht Spaß und macht Lust auf mehr – auf eine Fortsetzung oder zwei. Und der neue Max? Viel Text lernen musste Tom Hardy als grunzender, schweigsamer Kämpfer nicht. Dafür ist er körperlich um so mehr gefordert, um mit Charlize Theron mitzuhalten. Er schlägt sich souverän (im wahrsten Sinne des Wortes), ist dazu nett anzusehen und lässt – ich traue es mich gar nicht zu sagen, tue es aber trotzdem – Mel Gibson schnell vergessen. Ein totgeglaubter Held ist wiedergeboren.

Zehn Oscar-Nominierungen? Da hat sich wohl auch das ein oder andere Academy-Mitglied mitreißen lassen. Egal wie viele Preise „Mad Max: Fury Road“ am Sonntag einheimst, er ist einer der furiosesten Filme der letzten Jahre. Weiter so!

„Mad Max: Fury Road“ (USA, Australien, 2015)
Darsteller: Tom Hardy, Charlize Theron, Nicholas Hoult, Hugh Keays-Byrne, Josh Helman, Zoe Kravitz, Rosie Huntington-Whiteley, Riley Keough
Regie: George Miller

Drehbuch: George Miller, Brendan McCarthy, Nico Lathouris
Kamera: John Seale
Schnitt: Margaret Sixel, Jason Ballantine
Musik: Junkie XL
Produktion: Doug Mitchell, George Miller, P.J. Voeten

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7 Gedanken zu “Welcome back – MAD MAX: FURY ROAD

  1. Mhm… Fury Road ist ganz nett aber wie Zuckerwatte. 5 Minuten später ist der Geschmack weg. Es bleibt süße Spucke und man ist nicht mal satt geworden. Einen Tag später hätte ich den Film nicht mal nacherzählen können. Irgendwas mit explodierten Autos und einem Wasserfall in der Wüste oder so. Und der Typ der jetzt in jedem Remake mitspielt. Gnarf! Oscar Gewinn samt Nominierungen ist sowieso überholt. Selbstbeweihräucherung jenseits der tatsächlichen Qualität. Was ja auch die aktuelle Afro-Amerikaner Debatte bezeugt.
    PS: ich liebe mm3 – also ab ins Über-übermorgen-Land 😉

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    • Hallo madone. Danke für deinen Kommentar. Was hat dir denn an mm3 gefallen? Ich fand den ersten gut, aber den dritten zum Abgewöhnen. Den 4. wiederum unerwartet mitreißend. Was die Oscars und Selbstbeweihräucherung betrifft, gebe ich dir recht. Dennoch bin ich ein Fan – seit 100 Jahren oder so. Lass sie sich selbst beweihräuchern. Für mich ist diese Nacht eine Feier des Kinos, des Films – obwohl ich mich jedes Mal wieder aufs Neue über Show und Preisträger aufrege. Was die Weiße-Oscar-Debatte betrifft, sehe ich das Problem allerdings nicht bei der Academy, sondern bei der Filmindustrie an sich.

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