MANCHE MÖGEN’S HEISS – und niemand ist perfekt

beste filme

Diese Szene ist in die Filmgeschichte eingegangen. Milliardär Osgood sitzt in einem Boot mit Daphne, hat ihr gerade einen Antrag gemacht (Link hier). Seine Angebetete ziert sich, will ihm die Hochzeit ausreden: Sie sei keine echte Blondine, rauche ständig, habe eine zweifelhafte Vergangenheit, könne keine Kinder bekommen. Osgood zeigt sich unbeeindruckt. Da zieht sich Daphne die blonde Perücke vom Kopf und sagt mit tiefer Stimme: „Ich bin ein Mann.“ Osgood lächelt und sagt: „Well, nobody’s perfect.“ (Niemand ist vollkommen.)

Billy Wilder’s Film „Manche mögen’s heiß“ (1959) zählt zu den besten Komödien aller Zeiten, hat fast 60 Jahre später nichts von seinem Charme verloren. Der Regisseur ging bei seinem Film gleich mehrere Wagnisse ein: Er drehte in Schwarz-Weiß, besetzte die damals sehr labile Marilyn Monroe und steckte zwei Männer in Frauenkleider, was zu der Zeit als äußerst verpönt galt. Der Erfolg gab ihm recht. Das Publikum liebte den Film und tut es noch heute.

Schreckliche, haarige Biester

Zur Handlung: Die Musiker Joe (Tony Curtis) und Jerry (Jack Lemmon) sind auf der Flucht vor der Mafia, weil sie zufällig einen Mord beobachtet haben. In ihrer Not tauchen sie verkleidet als Josephine und (ähm!) Daphne beim einem Frauenorchester unter. Die Musikerinnen ahnen nicht, was für „schreckliche, haarige Biester“ sich bei ihnen eingeschlichen haben, nehmen Daphne und Josephine liebevoll auf. Den Männern wiederum fällt es schwer, sich nicht zu verraten, schließlich hüpft eine Horde junger Damen arglos in Unterwäsche um sie herum. Und dann ist da noch die verführerische Ukulele-Spielerin Sugar (Marilyn Monroe), die sich mit den beiden „Mädchen“ anfreundet.

Wie der Zufall will, findet das Gastspiel der Frauenkompo ausgerechnet dort statt, wo sich auch die „Freunde der italienischen Oper“ treffen, darunter Mafiosi mit so einprägsamen Namen wie Gamaschen-Colombo und Zahnstocher-Charlie. Aber die Flüchtigen stehen noch vor ganz anderen Problemen. Joe versucht Sugars Herz zu erobern. Diese aber hat Musikern abgeschworen und hält nach reichen Männern Ausschau. „Rasseweib“ Daphne ist da schon einen Schritt weiter. Sie/er ist dem notgeilen Milliardär Osgood ins Auge gefallen und muss sich gegen dessen Avancen wehren.

Sugar mit bitterem Beigeschmack

Diese Verwicklungen sind urkomisch – egal ob man den Film zum ersten oder zum zehnten Mal sieht. Vor allem Jack Lemmon als Daphne glänzt mit Witz und Spielfreude. Tony Curtis dagegen tat sich mit der Frauenrolle schwer. Weil er die hohe Stimmlage nicht hinbekam, musste er synchronisiert werden. Dennoch: Seine Cary-Crant-Parodie als angeblicher Shell-Erbe ist köstlich. (Der Kopierte selbst war nicht so begeistert.) Marilyn Monroe ist als Sugar zwar zuckersüß und legt mit dem Klassiker „I wanna be loved by you“ einen tollen Auftritt hin, trieb aber während der Dreharbeiten ihre Kollegen zur Weißglut. So heißt es, sie sein notorisch unpünktlich gewesen, konnte sich nicht einmal die einfachsten Sätze merken und kostete das Studio durch die von ihr verschuldeten 20 Tage Drehverzögerung einen Haufen Geld.

Übrigens: Zu dem vielzitierten „Nobody’s perfect“ wäre es beinahe nicht gekommen. Billy Wilder gefiel der Satz nicht, er fand ihn zu belanglos. Weil ihm und seinem Ko-Autoren nichts Besseres einfiel, blieb der Satz im Drehbuch. Zum Glück.

Und warum wurde in Schwarz-Weiß gedreht? Weil Curtis und Lemmon geschminkt und in Farbe sonst zu grotesk gewirkt hätten.

Was ist mit euch? Könnte ihr über „Manche mögen’s heiß“ lachen? Welcher andere Filmklassiker bringt euch zum Schmunzeln? Schreibt mir! 🙂

„Manche mögen’s heiß“ (USA, 1959)
Darsteller: Jack Lemmon, Tony Curtis, Marilyn Monroe, George Raft, Joe E. Brown, Joan Shawlee, Dave Barry,
Regisseur: Billy Wilder,
Drehbuch: Billy Wilder, IAL Diamond
Kamera: Charles Lang
Schnitt: Arthur P. Schmidt
Musik: Adolph Deutsch, Matty Malneck
Produktion: Billy Wilder, IAL Diamond, Doane Harrison

Lest dazu auch PULP FICTION – Die besten Filme aller Zeiten (Teil1).

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4 Gedanken zu “MANCHE MÖGEN’S HEISS – und niemand ist perfekt

  1. „Manche mögen’s heiß“ ist wirklich immer wieder witzig, egal, wie oft man ihn gesehen hat. Ein anderer Film, der ebenfalls immer wieder witzig ist, ist „In der Hölle ist der Teufel los“. Aus welchem Jahr der Film stammt, weiß ich gerade nicht, müsste aber 40er oder 50er sein.

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  2. „Manche mögen’s heiß“ ist einfach köstlich. Eine der besten Filmkomödien der Genregeschichte. Und ja – sie ist schwarzweiß! Und der Regisseur, der in die USA auswanderte, stammt noch aus dem k.u.k.-Österreich! Sie lebt von dem Slapstick und der saftigen Situationskomik, nach der viele zeitgenössische – – sich „Komödien“ schimpfende Produktionen – dürstend graben. Und sie wird, wie ein guter Wein, mit der Zeit nicht schlechter. Einer der Streifen, über die man immer wieder lachen und sich nicht sattsehen kann. Toller Beitrag! Danke dafür!

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