HUGO CABRET – Martin Scorsese weichgespült

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Denk ich an Martin Scorsese in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht. Nein, nicht etwa weil ich den Regisseur schrecklich finde, sondern weil seine Filme immer so aufregend sind. Der Mann kann Thriller („Kap der Angst“), Horror („Shutter Island“), Mafia-Epos („Good Fellas“), hat mit „Taxi Driver“, „Wie ein wilder Stier“ und vielen anderen Filmen Kinogeschichte geschrieben. Bis auf wenige Ausnahmen zeichnen sich seine Filme durch Nervenkitzel sowie durch ein gewisses Maß an Gewalt aus. Und das ist auch gut so.

Dass es auch einmal ohne Robert DeNiro und Leonardo DiCaprio, ohne Knarren und Blut geht, hat Martin Scorsese 2011 mit „Hugo Cabret“ bewiesen. Der Stoff war durch glückliche Umstände auf seinem Schreibtisch gelandet. Tochter Francesca hatte ihm das Kinderbuch „Die Entdeckung des Hugo Cabret“ von Brian Selznick zum Geburtstag geschenkt – in der Hoffnung, dass er es verfilmen würde. Martin Scorsese biss an.

Hugo Cabret und der Automatenmensch

Die Geschichte des Waisenjungen Hugo ist Scorseses erster und bisher einziger Spielfilm, der auch für ein jugendliches Publikum geeignet ist. Trotzdem ist „Hugo Cabret“ kein klassischer Kinderfilm, sondern viel mehr als das.

Zur Handlung: Es ist einige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg. Hugo (Asa Butterfield) lebt auf dem Pariser Bahnhof Montparnasse, bringt dort die Uhren zum Ticken. Alles, was ihm von seinem verstorbenen Vater (Jude Law) geblieben ist, ist ein kaputter Automatenmensch und Büchlein mit Notizen zur Reparatur. Hugos größter Wunsch ist es, das Werk seines Vaters zu vollenden und den Roboter in Gang zu setzen. Ersatzteile „besorgt“ er sich vom griesgrämigen Spielzeughändler (Ben Kingsley). Das geht so lange gut, bis er erwischt wird. Zur Strafe kassiert der Verkäufer das wertvolle Notizbuch ein und droht es zu verbrennen. Glücklicherweise erhält Hugo Hilfe von Isabelle (Chloe Grace Moretz), der Patentochter des Spielzeughändlers. Gemeinsam gelingt es den Kindern, den Automatenmenschen zu reparieren.

So weit, so gut: Zauberhaft, charmant, berührend und ganz und gar nicht typisch Scorsese. Und es wird noch besser. Der Automat beginnt zu zeichnen – auf dem Papier entsteht ein Szenenbild von „Reise zum Mond“, dem wohl berühmtesten Film von George Méliès, der – wie der Zufall will – ausgerechnet Isabelles Patenonkel, eben jener besagte Spielzeughändler, ist.

Die Filmlegende George Méliès

George Méliès gab es wirklich. Es muss ganz am Anfang meines Studiums in einer Vorlesung zum Thema Filmgeschichte gewesen sein, als ich zum ersten Mal von George Méliès hörte. Seine Enthusiasmus für das neue Medium und seine Ideen haben mich irgendwie berührt. Besonders das lachende Teiggesicht aus „Reise zum Mond“ und der explodierte Kopf sind mir im Gedächtnis geblieben.

Der Franzose George Méliès (1861-1938) gilt als einer der Pioniere der frühen Filmgeschichte. Zum Ende des 19. Jahrhunderts besuchte er eine der ersten Vorstellungen der Brüder Lumiere. Deren Cinematographe und Filme begeisterten den Zauberkünstler und Theaterbesitzer. Er baute sich eine eigene Filmapparatur und begann selbst Filme zu drehen. Anders als seine Zeitgenossen dokumentierte er nicht einfach nur die Realität. Er begann mit Schnitt, Doppelbelichtungen und Überblendungen zu experimentieren, entwickelte die Stop-Motion-Technik. Er schuf die allerersten Special-Effects und mit „Reise zum Mond“ den ersten Science-Fiction-Film der Kinogeschichte. Tausende von Filmen gehen auf Méliès Konto. Leider brach ihm die Filmbranche das Genick. Seine teuer produzierten Streifen konnten alsbald nicht mehr mit der billigeren Konkurrenz mithalten. 1913 ging Méliès pleite, musste tausende Meter Rohmaterial verkaufen. Später betrieb er mit seiner Frau einen Spielzeugladen auf dem Bahnhof Montparnasse. Der Kinovisionär und seine Filme waren in Vergessenheit geraten.

Martin Scorsese kann auch Happy End

Zurück zur Fiction: Bei Scorsese hat George Méliès mit seiner Vergangenheit abgeschlossen. Er ist verbittert, will nicht mehr an seine Glanzzeiten erinnert werden. Mit ihren Nachforschungen reißen Hugo und Isabelle die alten Wunden auf. Als sich dann auch noch ein Professor für sein Werk zu interessieren beginnt, lässt sich Méliès erweichen und öffnet sich. Das Happy End im Film ist so schön wie die Wirklichkeit selbst.  Einige seiner Filme konnten gerettet und restauriert werden. Und George Méliès ist unvergessen, ist zumindest den Kinoenthusiasten noch immer ein Begriff.

Nachdem ich „Hugo Cabret“ das erste Mal gesehen hatte, verspürte ich den starken Drang, Martin Scorsese einen Brief zu schreiben. Ich wollte ihm danken – dafür dass er die Kinolegende George Méliès mit solch einem schönen Film zurück ins Licht der breiten Öffentlichkeit gebracht hatte – so begeistert war ich. Den Brief habe ich nie geschrieben. Mit meiner Rezension hole ich das jetzt nach.

„Hugo Cabret“ (USA, 2011)
127 Minuten
Darsteller: Asa Butterfield, Chloe Grace Moretz, Ben Kingsley, Sacha Baron Cohen, Christopher Lee, Helen McCrory, Michael Stuhlbarg, Emily Mortimer, Jude Law, ray Winstone
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: John Logan
Musik: Howard Shore
Kamera: Robert Richardson
Schnitt: Thelma Schoonmaker
Produktion: Johnny Depp, Tim Headington, Graham King, Martin Scorsese

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INCEPTION – Träumst du noch, oder lebst du schon

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Was passiert, wenn wir träumen? Wir haben übermenschliche Kräfte, fühlen uns wie Superman. Wir meistern Situationen, in denen wir im Alltag versagen. Manchmal können wir sogar fliegen. Es gibt aber auch Träume, die uns in die Abgründe unserer Seele führen, die uns ängstigen, verstören. Was alle Träume gemeinsam haben, ist die Verletzbarkeit des Träumers. Arglos schlafend liegt er da – wehrlos. Was wäre, wenn unsere Träume manipulierbar wären, wenn jemand unsere Gedanken lenken und für seine Zwecke ausnutzen könnte? Wir wären ihm ausgeliefert.

In „Inception“ (2010) spielt Regisseur und Drehbuchautor Christopher Nolan mit dieser Idee und schickt Leonardo DiCaprio auf eine Tour de Farce durch sein Unterbewusstsein. Als Dom Cobb ist DiCaprio so etwas wie ein professioneller Traumdieb. Genauer gesagt kann er sich in die Träume anderer Menschen einklinken und dem Schlafenden Geheimnisse entlocken – seien es brisante Informationen, die Zahlenkombination des Tresors oder der PIN-Code der Oma. Dom und einige Gleichgesinnte haben ihre besondere Fähigkeit zum Geschäftsmodell gemacht. Schwerreiche Sponsoren gibt es zur Genüge. Das Geschäft floriert. Da ist nur ein Haken. Dom lebt und arbeitet im Exil. Er darf nicht zurück in die USA, weil er dort als Mörder auf der Flucht gilt. Sein angebliches Opfer: Mal (Marion Cotillard), seine  Frau und Mutter seiner Kinder. Dabei hat sie sich doch selbst aus dem Fenster gestürzt, so glaubt es Dom zumindest.

Leonardo DiCaprio und seine Traumfrau

Was ist hier Schein und was ist Sein? Wo endet die Realität, und wo beginnt der Traum? Ab einem gewissen Punkt sind die Grenzen fließend. Christopher Nolan verlangt seinen Zuschauern bei „Inception“ einiges ab: Konzentration und vollste Aufmerksamkeit. Wir müssen nicht nur zwischen Traum und Realität unterscheiden, sondern auch noch zwischen mehreren Traumebenen. Denn je höher die Anzahl der Traumebenen, desto tiefer gelangt man als Traumtourist in das Unterbewusstsein seines Opfers. Als Hilfestellung hat Christopher Nolan die unterschiedlichen Ebenen so kontrastreich wie möglich gestaltet. So gleiten wir vom verregneten New York in ein nobles Hotel und von dort zu einer verschneiten Festung, wobei die herkömmlichen Gesetze von Raum und Zeit das ein oder ander Mal mächtig auf den Kopf gestellt werden. Optisch meisterhaft umgesetzt.

„Inception“ ist Augenschmaus und packender Thriller zugleich. Und das Beste ist: Man muss Leonardo DiCaprio nicht einmal mögen, um sich mitreißen zu lassen. Sein neuester Fall ist eine harte Nuss. Er soll einen Millionenerben (Cillian Murphy) überzeugen, das Unternehmen seines Vaters abzustoßen. Doch der junge Schnösel wehrt sich mit Händen und Füßen, ist gegen Traumdiebe gerüstet.

Als Dom kämpft Leonardo DiCaprio dabei nicht nur gegen seine Widersacher, sondern auch gegen seine eigenen Dämonen. Ständig taucht Mal in seinem Träumen auf. Sie verfolgt ihn – wie auch das schlechte Gewissen, die Sehnsucht nach ihr und die Überzeugung, die geliebte Frau in den Tod getrieben zu haben. Immer wieder versucht sie ihn davon zu überzeugen, dass seine Realität nur ein Trugbild, eben ein Traum ist, dass er nur aufwachen muss, um wieder mit ihr vereint zu sein. Natürlich ist es nicht Mal, die zu ihm spricht, sondern der Zweifel, der sich in ihm regt. Am Ende gelingt es Dom, sich von Mal zu lösen. Damit begräbt er auch die nagenden Zweifel. Er kehrt nach Hause zu seinen Kindern zurück. Aber ist er wirklich zurückgekehrt, oder träumt er noch? Darüber wird der Zuschauer im Ungewissen gelassen.

Hat euch das Finale auch so verstört? Lebt er am Ende sein Leben oder seinen Traum? Was meint ihr?

Inception (USA, 2010)
148 Minuten
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Marion Cotillard, Joseph Gordon-Levitt, Ellen Page, Tom Hardy, Cillian Murphy, Tom Berenger, Michael Caine, Ken Watanabe, Lukas Haas, Pete Postlethwaite, Dileep Rao
Regie, Drehbuch: Christopher Nolan
Produktion: Christopher Nolan, Emma Thomas
Kamera: Wally Pfister
Schnitt: Lee Smith
Musik: Hans Zimmer

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FARGO: Film oder Serie, das ist hier die Frage

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Schenkt man Joel und Ethan Coen Glauben, sind die Winter in Minnesota schneereich, die Leute – sagen wir mal – etwas verschlafen und die Mordrate ungewöhnlich hoch. Und die Coen-Brüder müssen es wissen, schließlich stammen sie aus Minnesota. Sumpf des Verbrechens ist Fargo – gleich um die Ecke im Nachbarstaat North Dakota. Von dort kommen sie: schießwütige Kopfgeldjäger, Gauner, die für einen Appel und ein Ei morden.

Mit ihrem gleichnamigen Film (1996) haben die Coens der Stadt Fargo wohl einen Bärendienst erwiesen. Sicher gibt es dort genauso viele rechtschaffende Menschen wie anderswo auch. Und als wäre ein Film wie „Fargo“ fürs städtische Image nicht schon schlimm genug, gab US-Sender FX 17 Jahre später gleich noch eine Fernsehserie namens „Fargo“ in Auftrag, die nicht minder blutig ist. Aber reicht sie an das Original heran? Film oder Serie – das ist hier die Frage.

Neue Schauspieler, neue Charaktere und mit Noah Hawley ein neuer Schöpfer (obwohl die Coens als executive producers ihre Finger mit drin haben) – auf den ersten Blick haben Film und Serie wenig miteinander zu tun. Der Film spielt in den 1980ern in Minneapolis und im Provinzkaff Brainerd, die Serie gut 20 Jahre später hauptsächlich in Bemidji.

Leichen pflastern ihren Weg

Auf den zweiten Blick gibt es etliche Parallelen. Da ist der Spießer, vom Leben gebeutelt, der nicht mehr weiter kann, der plötzlich mehr will. Im Film ist es der erfolglose Autoverkäufer Jerry (William H. Macy), der in Geldnöte geraten ist und zwei Verbrecher aus Fargo (da haben wir es) anheuert, die seine Frau entführen sollen. „Ohne Gewalt“ gibt er den Halunken (Steve Buscemi, Peter Stormare) mit auf den Weg, denn er will ja nur Lösegeld vom geizigen Schwiegervater erpressen. Aber mit Verbrechern ist das so eine Sache. Die machen gern ihr eigenes Ding, erschießen Streifenpolizisten auf der Flucht, verpatzen Geldübergaben, töten sogar das Opfer – so dass Jerry am Ende weder Frau noch Geld hat.

Was für Normalsterbliche wie ein Fluch klingt, ist für Polizisten ein Segen: Immer was zu tun. Dabei hat Marge (Frances McDormand) ganz andere Sorgen. Die Polizeichefin von Brainerd ist hochschwanger, und sie hat ständig Hunger. Wenn sie nicht gerade isst oder mit Ehemann Norm im Bett liegt, verfolgt Marge also die Spuren, die die beiden Verbrecher hinterlassen haben. Und das sind nicht nur die Leichen, die ihren Weg pflastern, sondern auch Prostituierte, die die Entführer haarklein beschreiben können. („Der Kleine sah irgendwie schräg aus.“ – „In welcher Hinsicht?“ – „Ich weiß nicht, irgendwie schräg.“) Trotz solcher Aussagen und mit Hilfe ihres Spürsinns kann Marge den Betrüger und die Verbrecher schließlich überführen. Obwohl von letzteren dank einer Häckselmaschine nicht mehr viel übrig ist.

Wenn der Postmann zweimal klingelt

Was Jerry für den Film ist, ist für die Serie Versicherungsvertreter Lester (Martin Freeman). Wer Freeman in „Sherlock“ und „Der Hobbit“ schätzt, lernt ihn hier ganz anders kennen. Denn sein Lester ist das traurigste Würstchen von ganz Minnesota. Auf Arbeit belächelt, von der Frau tyrannisiert – er ist bedauernswert, klein, unbedeutend. Wie der Zufall will, trifft er Auftragskiller Malvo (Billy Bob Thornton). Er klagt ihm sein Leid, und am nächsten Tag ist einer seiner Widersacher tot. Zufall?

Lesters Leben ändert sich kurz darauf schlagartig (im wahrsten Sinne des Wortes), als er seine Frau im Streit mit dem Hammer niederstreckt: Erfolg im Beruf, eine Affäre und schließlich eine neue (nette) Ehefrau, wenn nur Mitwisser Malvo und die beiden aufgescheuchten Gangster aus Fargo (!) nicht wären – und die Polizei, die ihm auf den Fersen ist. Oder besser gesagt die Polizistin. Molly (Allison Tolman) ist genauso sympathisch, hartnäckig und bedächtig wie Marge, aber nicht schwanger. – Zumindest zu Anfang der Staffel nicht. Das ändert sich aber, wenn sie Polizist/Postmann Gus (Colin Hanks) kennen lernt. – Anders als Marge muss sich Molly bei den Ermittlungen gegen ihren Chef durchsetzen, ist sie doch die einzige, die nicht an Lesters Unschuld glaubt. Aber sie lässt sich nicht beirren. So viel zur Haupthandlung.

Die Serie ist durchsetzt mit allerhand Nebenschauplätzen – und das ist auch ihre große Schwäche. Das Verbrechersyndikat in Fargo, die biblischen Plagen für den Supermarkt-König (Oliver Platt), die Zahnarzt-Tarnung von Malvo, selbst die Liebelei mit Gus – nette Ideen, aber sie lenken ab, verwirren, durchbrechen die Spannung und sorgen für einige Längen. Hier wäre weniger mehr gewesen. Man hätte die Handlung durchaus um einige Folgen kürzen können, dem Spannungsaufbau hätte es gut getan. Was der Serie vor allem fehlt, ist der bitterböse Humor der Coen-Brüder, ihr Gespür für skurrile Dialoge, für das Wesen der Menschen von Minnesota, für schräge Charaktere (in welcher Hinsicht? Schräge eben). Das ist es, was den Film zu einem Vergnügen für jeden Kinoenthusiasten, zu einen Juwel mit Kultcharakter macht. Die Serie ist in weiten Teilen spannend und sehenswert, hat mit Freeman und Thornton zwei echte Hochkaräter und erinnert vom Setting her stark an die filmische Vorlage. Dennoch wirkt sie wie ein Aufguss. Oberflächlich stark, im Nachgeschmack aber schal und leider x-beliebig.

Dem Erfolg tat es keinen Abbruch, Staffel 2 (mit Kirsten Dunst, Ted Danson und Patrick Wilson) ist längst abgedreht und auf diversen Streaming-Anbietern zu sehen, Staffel 3 ist in Vorbereitung. Was hat euch besser gefallen: Film oder Serie? Und was viel wichtiger ist: Lohnt sich Staffel 2. Schreibt mir, was ihr denkt.

Fargo – Blutiger Schnee (USA, GB 1996)
98 Minuten
Darsteller: Frances McDormand, William H. Macy, Steve Buscemi, Harve Presnell, Peter Stormare, John Carroll Lynch, Bruce Campbell, Kristin Rudrüd
Regie: Joel Coen
Drehbuch/Schnitt: Joel und Ethan Coen,
Produktion: Ethan Coen
Kamera: Roger Deakins
Musik: Carter Burwell

Fargo – Staffel 1, 2014 (USA)
10 Folgen
Darsteller: Martin Freeman, Billy Bob Thornton, Allison Tolman, Colin Hanks, Bob Odenkirk, Keith Carradine, Kate Welsh, Russell Harvard, Adam Goldberg, Oliver Platt
Idee: Noah Hawley
Musik: Jeff Russo
Produktion: Kim Todd, Chad Oakes, Michael Frislev

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EX MACHINA – Wenn sich die Kreatur gegen ihren Schöpfer wendet

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„Ex Machina“ mit Alicia Vikander, Domhnall Gleeson und Oscar Isaac.

Sie sind unter uns: Roboter mit künstlicher Intelligenz. Sie geben sich als Menschen aus, sind kaum von ihnen zu unterscheiden. Und Schuld hat Domhnall Gleeson. In „Ex Machina“ (2015) geht er einem solchen Roboter auf den Leim. Mit weitreichenden Folgen.

Programmierer Caleb (Gleeson) kann sein Glück kaum fassen. Dank eines firmeninternen Gewinnspiels darf er seinen Boss Nathan (Oscar Isaac), den Entwickler der weltweit größten Internetsuchmaschine, treffen. Der lebt abgeschottet von der Zivilisation in einem Bunker. Die Einöde hat einen Grund. In seiner unterirdischen Festung spielt Nathan Gott, tüftelt heimlich an der Erschaffung künstlicher Intelligenz. Seine neueste Kreation ist Ava (Alicia Vikander). Ist ihr künstlicher Geist dem des Menschen ebenbürtig? Caleb soll es in einem einwöchigen Test herausfinden.

Schon beim ersten Treffen wickelt Ava den naiven Computer-Nerd um den mechanischen Finger. Caleb verfällt dem Frauboter, ist schnell von der Menschlichkeit der Maschine überzeugt, will ihr sogar zur Flucht verhelfen. Aber ist wirklich Ava das Testobjekt? Oder ist er es selbst, der in die Falle getappt ist?

Was muss im Leben eines Mannes falsch gelaufen sein, damit er sich Hals über Kopf in eine Roboterfrau verliebt – selbst wenn sie noch so rehäugig ausschaut? Emotionale Defizite? Extreme Einsamkeit?  – Das wird in „Ex Machina“ nicht beantwortet. Das Regie-Debüt von Drehbuchautor Alex Garland („The Beach“, „Sunshine“, „Alles, was wir geben mussten“) kommt als hippes Kammerspiel daher – mit kühlen durchgestylten Bildern und New-Age-Geklimper. Thematisch bedient sich Garland offensichtlich bei E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“ und Mary Shelleys „Frankenstein“: der Mann, der sich in eine Automaten-Frau verliebt, und die Kreatur, die sich gegen ihren Schöpfer wendet. Garlands Leitmotiv ist jedoch die Frage nach der Menschlichkeit und deren Folgen. Was macht einen Menschen aus? Es ist nicht die Fähigkeit, bei anderen Empathie zu erzeugen – so wie Ava es vermag. Vielmehr ist es die Gabe, Empathie zu empfinden – sogar für Maschinen. Calebs Menschlichkeit ist gleichzeitig seine Schwäche. Am Ende wird sie ihm zum Verhängnis. Was sagt das über die Gesellschaft von heute aus?

Alex Garlands Sci-Fi-Thriller avancierte vom Geheimtipp zum oscarprämierten Filmhit (Academy Award für die besten Spezialeffekte). Dabei ist Thriller wahrscheinlich die falsche Genrebezeichnung. Über weite Teile ist Garlands Erzählweise unaufgeregt – wenn auch auf beklemmende Art. So wie der Spannungsbogen, den der Regisseur aufbaut, und dem man sich als Zuschauer bald nicht mehr entziehen kann. Hauptfigur Caleb hat sich in einem Spinnennetz verfangen, ohne es zu bemerken. Sein Schicksal ist in dem Moment besiegelt, in dem er den Bunker betritt. Die Spinne nähert sich leise, bedient sich der Täuschung. Verstörend ist das Finale, wenn das scheinbar zarte Roboterwesen zusticht, kalt und ohne Skrupel – wie eine Maschine eben oder wie eine Spinne auf Beutezug.

Ex Machina (GB, 2015), 108 Minuten
Darsteller: Alicia Vikander, Domhnall Gleeson, Oscar Isaac, Sonoya Mizuno
Regie, Drehbuch: Alex Garland
Kamera: Rob Hardy,
Schnitt: Mark Day
Musik: Geoff Barrow, Ben Salisbury
Produktion: Andrew MacDonald, Allon Reich

Spannend oder langatmig – was haltet ihr von „Ex Machina“? Hättet ihr euch von Alicia

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Welcome back – MAD MAX: FURY ROAD

Was? Zehn Oscar-Nominierungen für „Mad Max: Fury Road“? Ich dachte schon, ich hätte mich verlesen – vor ein paar Wochen. Zehn Nominierungen für „Mad Max“? Das hat mich neugierig gemacht. So neugierig, dass ich mir den Film ganz gegen meine Überzeugung noch schnell vor der Verleihung der Academy Awards angeschaut habe.

Warum gegen meine Überzeugung? Über 30 Jahre ist es her, dass sich Mel Gibson als verrückter Max in der Donnerkuppel herumkugeln ließ – mit Tina Turner als noch viel verrücktere Irokesenbraut. Der Film war so grotesk wie unnötig. Ehrlich gesagt, danach war ich erst einmal kuriert von „Mad Max“.

Max und die Krawallos

Dabei war Regisseur George Miller 1979 so vielversprechend gestartet mit seine Low-Budget-Produktion, katapultierte die Zuschauer in eine nicht allzu ferne, postapokalyptische Zukunft, in der sich die letzten Menschen, wenn immer sie dann aufeinandertreffen, massakrieren. Wasser und Benzin sind Mangelware und deshalb schwer umkämpft. Wer hier zimperlich ist, stirbt. Nur die Starken überleben. Wie der Ex-Cop Mad Max – ihn dürstet es nicht nur nach Wasser und Benzin, sondern auch nach Blut. Ein paar Krawallos haben seine Familie getötet. Max Rachefeldzug ist brachial brutal. Der Held wortkarg, seine Humorlosigkeit deprimierend, die Handlung eindimensional, aber gerade deshalb so eindrucksvoll. Das sind die Stärken des Films.

Teil 2 „Mad Max – Der Vollstrecker“(1981) und Teil 3 „Jenseits der Donnerkuppel“ (1985) verwässerten diesen Eindruck. Mel Gibson war zum Frauenschwarm und zum Hollywood-Star aufgestiegen. George Miller hatte den Familienfilm für sich entdeckt („Ein Schweinchen namens Babe“ – ja, wirklich). Die Figur Mad Max war ausgelutscht, verschwand in den Annalen der Filmgeschichte.

Was also hat George Miller 30 Jahre später richtig gemacht? So richtig gemacht, dass es zehn! Nominierungen hagelte, dass ich mich herabließ, dem alten Max noch einmal eine Chance zu geben? Miller hat mir (und den vielen anderen Millionen Zuschauern) eine zweistündige quietschbunte Verfolgungsjagd geliefert, ein beinahe dialogfreies Drehbuch, eine Handlung, die in ihrer Eindimensionalität erneut beispiellos ist. Dazu jede Menge Autowracks und einen schlagkräftigen Helden, der nicht Max, sondern Furiosa (Charlize Theron) heißt. Einen neuen Mad Max gibt es auch, doch der ist in „Fury Road“ eher Randfigur, was nicht schlimm ist. Tom Hardy gerät als verstaubter Einzelgänger zwischen die Fronten, entscheidet sich aber für die richtige und kämpft schließlich an Furiosas Seite.

Furiosa und die Brüter

Zur Handlung: Furiosa flüchtet mit einem Tanklastzug aus der Zitadelle, der Festung des fiesen Herrschers Immortan Joe. Mit an Bord ist eine Gruppe von Brütern. Das sind Frauen, die von Joe als Gebärmaschinen gehalten werden, um gesunde Nachkommen ins Ödland zu bringen. Joe ist außer sich, als er von Furiosas Verrat erfährt. Mit seiner Armee jagt er die Frauen. Die sind alles andere als wehrlos, aber trotzdem dankbar, dass Max und ein kalkgesichtiger Warboy (Nicholas Hoult) aus Joes Gefolge sich ihnen anschließen. Und jetzt kommt es: Gemeinsam gelingt es ihnen, Joe zu schlagen und das Volk von seiner Tyrannei zu befreien.

Klingt simpel, ist es auch. Und nicht nur das. Der Filmtitel hält, was er verspricht: eine atemlose, rasante Fahrt auf der Fury Road. Die Fahrzeuge sind permanent in Bewegung, so dass man als Zuschauer kaum zum Luftholen kommt. So viel Tempo, so viel Action, so viele Stunts. Wahnsinn! Der Film ist mitreißend, macht Spaß und macht Lust auf mehr – auf eine Fortsetzung oder zwei. Und der neue Max? Viel Text lernen musste Tom Hardy als grunzender, schweigsamer Kämpfer nicht. Dafür ist er körperlich um so mehr gefordert, um mit Charlize Theron mitzuhalten. Er schlägt sich souverän (im wahrsten Sinne des Wortes), ist dazu nett anzusehen und lässt – ich traue es mich gar nicht zu sagen, tue es aber trotzdem – Mel Gibson schnell vergessen. Ein totgeglaubter Held ist wiedergeboren.

Zehn Oscar-Nominierungen? Da hat sich wohl auch das ein oder andere Academy-Mitglied mitreißen lassen. Egal wie viele Preise „Mad Max: Fury Road“ am Sonntag einheimst, er ist einer der furiosesten Filme der letzten Jahre. Weiter so!

„Mad Max: Fury Road“ (USA, Australien, 2015)
Darsteller: Tom Hardy, Charlize Theron, Nicholas Hoult, Hugh Keays-Byrne, Josh Helman, Zoe Kravitz, Rosie Huntington-Whiteley, Riley Keough
Regie: George Miller

Drehbuch: George Miller, Brendan McCarthy, Nico Lathouris
Kamera: John Seale
Schnitt: Margaret Sixel, Jason Ballantine
Musik: Junkie XL
Produktion: Doug Mitchell, George Miller, P.J. Voeten

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Wer hat hier wahren Schneid? – TRUE GRIT

Er ist stets verkatert, nimmt es mit dem Gesetz nicht so ganz genau, ist aber dennoch der beste Spürhund im Wilden Westen – wenn es darum geht, sich fiesen Ganoven an die Fersen zu heften. 1969 schlüpfte John Wayne in die Rolle des Rooster Cogburn. Für seinen Auftritt in „True Grit“ (deutscher Titel „Der Marshal“) heimste der alte Haudegen Kritikerlob und sogar einen Oscar ein. So viel dazu.

Gut 40 Jahre später nahmen sich Joel und Ethan Coen den Stoff vor. Sie selbst hatten mit ihrem Neo-Western „No Country for Old Men“ (2007) das Genre neu belebt und wollten mit „True Grit“ einen drauf setzen.  Aber wer sollte Rooster Cogburn spielen? Die Wahl fiel auf Jeff Bridges, einen alten Bekannten der Coen-Brüder („The Big Lebowski“). Wenn man der Legende glaubt, lautete seine erste Regieanweisung: „Vergiss John Wayne.“ Die Coens wollten etwas Eigenes, etwas Neues schaffen – kein Remake, sondern eine eigenständige Interpretation der Romanvorlage von Charles Portis. Der „Dude“ vergaß den „Duke“. Und ich werde es ihm bei meiner Rezension gleich tun.

Zur Handlung: Rooster Cogburn staunt nicht schlecht, als die 14-jährige Mattie (Hailee Steinfeld) vor ihm steht. Die vorlaute Göre will ihn – den Marshal – dafür bezahlen, dass er einen gewissen Tom Chaney (Josh Brolin) aufspürt. Chaney habe ihren Vater ermordet und sie wolle sich rächen. Warum sie ausgerechnet auf ihn komme, will der alte Suffkopp wissen. Weil er „wahren Schneid“ (true grit) besitze, habe sie gehört. Nach einigem Zögern sagt Cogburn zu. Zu dem ungleichen Duo gesellt sich der Texas Ranger La Boeuf (Matt Damon) – hauptsächlich, weil er hinter dem Lösegeld für Chaney her ist.

Bei dem Ritt durch die Wildnis zeigt sich sehr schnell, dass es eigentlich Mattie ist, die sich durch wahren Schneid auszeichnet. Zwar wirkt die 14-Jährige mit ihren Zöpfen sehr mädchenhaft, macht dies aber mit Unerschrockenheit und keckem Mundwerk mehr als wett. Wer sie unterschätzt, ist selber schuld. Das bekommt später auch Tom Chaney zu spüren.

15.000 Mädchen sollen sich für die Rolle der Mattie beworben haben. Man entschied sich schließlich für Hailee Steinfeld. Ein Glücksgriff, den die 13-jährige spielt sowohl Bridges als auch Damon an die Wand. Vor allem Matt Damon schwächelt als selbstverliebter Texas Ranger. Über sein Vermögen, den texanischen Dialekt nachzuahmen, kann ich mir kein Urteil erlauben. In der synchronisierten Variante versagt LeBoeuf, erinnert er doch eher Forrest Gump als an einen Texaner. Jeff Bridges agiert zwar überzeugend und souverän als trinkender Rooster Cogburn. Jedoch kopiert er im Grunde nur seinen Auftritt als Bad Blake, den er ein Jahr zuvor in „Crazy Heart“ verkörperte – und das sowohl optisch als auch schauspielerisch. Wer „Crazy Heart“ nicht kennt, wird sich daran nicht stören.

Der Film selbst ist zwar staubtrocken und für die Coen-Brüder ungewohnt unlustig inszeniert. Dennoch macht es Spaß, den Film anzuschauen. Schießereien, Saloons, Verfolgungsjagden und richtig kernige Helden – „True Grit“ ist für mich einer der Gründe, warum ich mich heute wieder für Western begeistere.  Und damit stehe ich nicht allein. Der Film kam nicht nur bei den Zuschauern, sondern auch bei den Kritikern an. Bei der Oscar-Verleihung 2011 räumte „True Grit“ ab – zumindest was die Nominierungen betraf. Obwohl zehnmal nominiert, scheiterte der Film aber letztlich in allen Kategorien.

Woran es gelegen hat? Wer weiß. Vielleicht war das Filmende schuld, das ich als enttäuschend empfand. Als Erwachsene begibt sich Mattie Jahre später auf die Suche nach Rooster Cogburn. Nichts erinnert mehr an die vorlaute Göre. Mattie (dargestellt von Elisabeth Marvel) hat nicht nur ihren Unterarm und ihren Jugendlichkeit eingebüst, sondern auch ihren Schneid. Die letzten Minuten wirken deshalb frustierend, nehmen dem ganzen Film seinen Schwung. Vielleicht haben es die Coen-Brüder genauso gewollt. Ich als Zuschauer aber fühlte mich verschaukelt.

„True Grit“ (USA 2010)
Darsteller: Jeff Bridges, Matt Damon, Hailee Steinfeld, Josh Brolin, Barry Pepper, Domhnall Gleeson, Elisabeth Marvel
Regie: Ethan und Joel Coen
Drehbuch: Ethan und Joel Coen
Produktion: Ethan und Joel Coen, Scott Rudin, Megan Ellison
Kamera: Roger Deakins
Musik: Carter Burwell
Schnitt: Ethan und Joel Coen als Roderick Jaynes

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Zu scharf geschossen? – AMERICAN SNIPER

Der Schütze hockt auf dem Dach eines Gebäudes. Konzentriert schaut er durch das Visier seines Gewehrs. Eine verschleierte Frau und ein Junge verlassen das Haus gegenüber. Die Frau holt einen Gegenstand unter ihrem Gewand hervor, gibt ihn dem Jungen: Es ist eine Sprengkapsel. Der Scharfschütze auf dem Dach verfolgt die Szene. Er ist der einzige, der die Bombe gesehen hat, nur er hat den Überblick. Er allein kann die Gefahr abschätzen. Schießen oder nicht? Er muss sich entscheiden. Der Junge läuft los, der Schütze schießt, trifft zuerst das Kind, dann die Frau.

Zwei Schüsse, die Chris Kyle zur Legende, zum Helden des Irak-Kriegs, zum American Sniper machen. Eine wahre Geschichte, aufgeschrieben von Chris Kyle höchstpersönlich und schließlich von Hollywood verfilmt.

„American Sniper“(2014) porträtiert den Texaner Chris Kyle, zeigt wie der junge Rodeoreiter dem Militär beitritt und bei den Navy Seals zum Scharfschützen ausgebildet wird. Kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001 und seiner Hochzeit, muss er in den Irak ausrücken. Drei weitere Einsätze und insgesamt 160 tödliche Schüsse folgen. Zwischen seinen Einsätzen versucht Kyle mit Frau und Kindern ein normales Familienleben zu führen. Doch die Erinnerungen an den Krieg verfolgen ihn. Er hat Kameraden verloren, hat dem Tod mehr als einmal ins Auge gesehen, und auch das Töten selbst scheint nicht spurlos an ihm vorbeizugehen. Die ständige Anspannung lässt ihn nicht los. Er leidet wie viele andere Soldaten an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Nicht nur er, sondern auch seine Familie droht daran zu zerbrechen. Doch Chris Kyle schafft den Absprung. Später findet er in der Betreuung zurückgekehrter Soldaten eine neue Aufgabe. Das Ende ist tragisch, Kyle wird erschossen – ausgerechnet von einem traumatisierten Kriegsveteranen.

Oscar-Favorit geht baden

„American Sniper“ von Clint Eastwood ging 2015 als großer Favorit ins Oscar-Rennen. Sechs Nominierungen – darunter bester Film, bester Hauptdarsteller (Bradley Cooper) und bestes adaptiertes Drehbuch. Aber letztlich gab es nur einen Trostpreis – den Oscar für den besten Tonschnitt. Enttäuschend für Bradley Cooper und Clint Eastwood, die beide auch als Produzenten fungierten.

Dabei ist vor allem Coopers Leistung tadellos. Für seine Verwandlung in Chris Kyle hatte der „Hangover“-Mime ordentlich an Muskelmasse zugelegt, nahm angeblich 6000 Kalorien pro Tag zu sich und stemmte täglich  drei Stunden Gewichte. Darüber hinaus sah er sich unzählige Videos von Chris Kyle an, verbrachte Zeit mit seiner Familie, besuchte sein Haus und saß sogar auf seinem Stuhl. Die intensive Vorbereitung half ihm dabei, sich in die Rolle hineinzufinden. Mit Erfolg. Es sind vor allem die leisen Momente des Films, in denen Bradley Cooper zu überzeugen weiß. Die Nahaufnahmen – wenn er mit seinem Gewehr im Anschlag auf dem Dach sitzt. Wenn man nur sein Auge und einen Teil seines Gesichts sieht. Wenn die Konzentration dem Zweifel und schließlich der Verzweiflung weicht.

Kontroverse

Eine packende Story, spannend inszeniert, gut gespielt und das Ende so dramatisch, wie es nicht einmal Hollywood schreiben kann. Eine oscarwürdiger Film. Doch es kam anders. „American Sniper“ löste eine Kontroverse aus. Der Film gehe nicht differenziert genug mit der jüngeren amerikanischen Geschichte um, würde den Krieg verherrlichen, warfen die Kritiker Clint Eastwood vor. Die Grenze zwischen Kriegsfilm und Antikriegsfilm sei schwammig, Eastwood sich hätte  besser positionieren müssen. Der Regisseur konterte: Selbstverständlich sei sein Film ein Antikriegsfilm, zeige er doch, wie Krieg und Gewalt einem Menschen zusetzen können.

Trotz Kritik und Oscar-Schlappe konnten Clint Eastwood und Bradley Cooper am Ende wenigstens einen Rekord einfahren. „American Sniper“ gilt als erfolgreichster Kriegsfilm aller Zeiten.

„American Sniper (USA, 2014)
132 Minuten

Darsteller: Bradley Cooper, Sienna Miller, Max Charles, Luke Grimes, Kyle Gallner, Jake McDorman, Sam Jaeger
Regie: Clint Eastwood
Drehbuch: Jason Dean Hall,
Kamera: Tom Stern
Schnitt: Joel Cox, Gary D. Roach
Produzenten: Bradley Cooper, Clint Eastwood. Andrew Lazar, Robert Lorenz, Peter Morgan

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