Wenn Filmluft durch die Provinz weht: Fast auf den Tag genau ein Jahr ist es her, dass sich der Liebfrauenkirchhof von Wernigerode in eine Filmkulisse verwandelt hat. In dem Harzstädtchen wurden Szenen für die französisch-deutsche Koproduktion „Frantz“ gedreht. Das 70-köpfige Filmteam um Star-Regisseur Francois Ozon hatte sich für mehrere Wochen in der Kleinstadt eingemietet und die Wernigeröder in Aufregung versetzt – Straßen gesperrt und für ein kleines Verkehrschaos in der Altstadt gesorgt. Am 29. September kommt „Frantz“ in die deutschen Kinos.

Pierre Niney und Paula Beer in FRANTZ. Courtesy of Music Box Films.
Für das Harzstädtchen ist der Film ein dicker Fisch. Zwar gehen im Wernigeröder Rathaus regelmäßig Anfragen von Locationscouts ein. Doch nicht immer handelt es dabei um große Kinoproduktionen. Ganz anders als bei „Frantz“. Francois Ozon ist ein renommierter Regisseur. Seine Filme „8 Frauen“ und „Swimmingpool“ sind weltbekannt.
„Frantz“ spielt nach dem Ersten Weltkrieg
Was für Wernigerode, Quedlinburg und Görlitz, wo ebenfalls gedreht wurde, gesprochen hat? „Diese Orte liegen in der ehemaligen DDR und sind fast intakt geblieben“, sagt Francois Ozon. „Sie wurden weder zerstört noch übertrieben restauriert, im Gegensatz zu den Städten in Westdeutschland.“ Das sei ihm als Regisseur wichtig gewesen, denn seine Geschichte spielt nach dem Ersten Weltkrieg.
„Frantz“ ist für Francois Ozon eine Herzensangelegenheit. Schon lange habe er den brüderlichen Aspekt zwischen Frankreich und Deutschland thematisieren wollen und die Freundschaft, die beide Völker miteinander verbindet. Der Film sei die ideale Gelegenheit dazu, so Ozon. „Frantz“ habe für ihn viele spannende Herausforderungen bereit gehalten: Krieg, Kampfszenen, eine deutsche Kleinstadt, Paris in Schwarz-Weiß, die deutsche Sprache. Wichtig sei ihm dabei gewesen, die Geschichte vom Standpunkt der Deutschen zu erzählen.
Die Handlung von „Frantz“ basiert lose auf Ernst Lubitschs „Der Mann, den sein Gewissen trieb“ (1931): Die junge Anna (Paula Beer) trauert um ihren Verlobten Frantz, der im Krieg gefallen ist. Jeden Tag legt sie Blumen an seinem Grab nieder. Eines Tages trifft sie dort den Franzosen Adrien (Pierre Niney). Er gibt vor, ein Freund von Frantz gewesen zu sein, auch er habe einen Verlust erlitten. Paula stellt Adrien Frantz‘ Familie vor. Dessen Eltern nehmen den jungen Franzosen auf, in der Hoffnung er könnte ihre tiefe Trauer lindern. Doch Adrien hat ein Geheimnis …
Flair der 1920er
Das alte Pfarrhaus in Wernigerode dient im Film als Wohnort von Frantz‘ wohlhabenden Eltern. Etliche Schlüsselszenen wurden dort gedreht. Zuvor ließ das Produktionsteam in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde das gut 250 Jahre alte Fachwerkgebäude herrichten, Wände mit Holz verkleiden, Fußböden aufarbeiten, Fenster- und Türrahmen reparieren, ein Wohnzimmer, Esszimmer und Küche sowie eine Arztpraxis einrichten. Historisch anmutende Tapetenmuster und dezente Farben sollten das Flair der 1920er Jahre widerspiegeln.
Längst ist wieder Ruhe am Liebfrauenkirchhof eingekehrt. Lediglich die neu verputzte Fassade des Pfarrhauses erinnert an die Dreharbeiten und die Aufregung, die hier vor einem Jahr noch herrschte. Die Kulissen sind zum größten Teil abgebaut. Das Haus steht nach wie vor leer, wurde von der Stadt schon vor einiger Zeit zum Verkauf ausgeschrieben. Ab dem 29. September zieht wieder Leben in das alte Haus ein – zumindest im Kino – und das lässt auch Wernigerode glänzen. Man darf also gespannt sein.
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