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„Hail, Caesar!“: Josh Brolin als Hollywood-Fixer Eddie Mannix. Foto: Universal Pictures
Wer es bei Capitol Pictures schaffen will, hält sich besser an Eddie Mannix. Als Fixer (Produktionsmanager) ist er in Hollywood der Mann für alles. Er hat ein Auge auf kapriziöse Filmstars, sorgt dafür, dass die Dreharbeiten für die neuesten Blockbuster der Traumfabrik wie am Schnürchen laufen, kehrt kleinere und größere Skandale unter den Studioteppich. Denn das Schlimmste, das Allerschlimmste, was einem Filmproduzenten passieren kann, ist dass sein Star von Klatschreportern ins falsche Licht gerückt wird. Nicht auszudenken …
Mit „Hail, Caesar!“ haben Joel und Ethan Coen diesem Eddie Mannix ein weiteres filmisches Denkmal gesetzt. Denn den Fixer von Hollywood gab es wirklich. Mannix war in den 1930er und 1940er Jahren berühmt-berüchtigt. Die Vertuschung von Vergewaltigungen oder außerehelichen Kindern war dabei für ihn eher alltägliche Routine. Der Mann, so munkelt man, schreckte nicht einmal vor Mordkomplotts zurück, wenn sie der Sache dienten.
Die doppelte Tilda Swinton
Gegen den echten Mannix – oder das, was die Legendenschreiber von Hollywood aus ihm gemacht haben – ist der von Josh Brolin gespielte Fixer ein wahrer Sonnenschein, dessen größte Sünden heimliche Zigaretten sind. Die Coen-Brüder zeigen ihn als patenten wie korrekten Workaholic, der beinahe täglich am Burnout vorbei zu schrammen scheint. Er hat aber auch viel um die Ohren.
Da ist Wassernixe DeeAnna (Scarlett Johansson), die von einem verheirateten Regisseur schwanger ist. Da ist der dümmliche Westernheld Hobie Doyle (Alden Ehrenreich), der von hier auf jetzt zum Charakterdarsteller aufgebaut werden soll. Da sind die unheimliche Klatschkolumnistin Thora (Tilda Swinton) und ihre noch viel unheimlichere Zwillingsschwester Thessaly (Tilda Swinton), die immer in den unpassendsten Momenten auftauchen und den vom Stress gebeutelten Mannix fast zu Tode erschrecken. Da ist der überteuerte Monumentalfilm, dessen Dreharbeiten kurz vor dem Abschluss stehen, als plötzlich Hauptdarsteller Baird Whitlock (George Clooney) von einer Horde unterbezahlter kommunistischer Drehbuchautoren gekidnappt wird und sich dann auch noch mit ihnen verbrüdert. Und das ist nur ein Tag im Leben von Eddie Mannix. Der Mann ist nicht zu beneiden, aber er lebt und liebt seinen Job – so sehr, dass er am Ende sogar das lukrative Angebot eines Headhunters ausschlägt.

„Hail, Caesar!“: Scarlett Johansson wandelt auf den feuchten Spuren von Esther Williams. Foto: Universal Pictures
„Hail, Caesar!“ ist als Episodenfilm angelegt. Als roter Faden dient Fixer Mannix , dem der Zuschauer ein paar Stunden lang bei seiner Arbeit über die Schulter schauen darf. Und das ist amüsant, vor allem wenn man die vielen Anspielungen der Coen-Brüder auf das Starsystem Hollywoods sowie auf Filmbranche und die Stars der 50er Jahre versteht – ob Western, Synchronschwimm-Spektakel, opulent ausgestattete Liebesschmonzette oder Sandalen-Epos, ob Audie Murphy, Esther Williams, Gene Kelly oder Hedda Hopper.
Selbst wenn es nicht um den Film im Film geht, bedienen sich die Coen-Brüder gewollt klischeehaft bei Genres wie dem Horrorfilm (Thora und Thessaly) oder dem Film Noir (Jonah Hill). Ganz nach dem Motto: Lange nicht gesehen und trotzdem wieder erkannt. Das macht den Film so unwiderstehlich. In jeder Szene ist die Liebe zum Kino zu spüren, die Begeisterung der Coens für die Filme der 50er Jahre – eine Zeit, in der auf der Leinwand noch heile Welt herrschte, es aber hinter den Kulissen mächtig brodelte. Man denke an Kommunistenverfolgung, Rassentrennung, Generationskonflikte. Eine Zeit des Wandels – auch was den Film als Unterhaltungs- und Kunstmedium betrifft.
Das rätselhafte Verschwinden von Dolph Lundgren
Was von „Hail, Caesar!“ im Gedächtnis bleibt, ist die Freude über die kleinen Momente des Erkennens, des Erinnerns. Beispielsweise der Matrosentanz von Channing Tatum und das Wasserballett von Scarlett Johansson als Hommagen an Gene Kelly und Esther Williams. Dagegen ist die Szene von Dolph Lundgren als russischer U-Boot-Kommandeur für immer im filmischen Mülleimer gelandet. Ob das gut ist oder schlecht ist, da ringe ich noch mit mir.
Das größte Plus ist aber nicht die Star-Riege um Tatum, Johansson, Clooney und Brolin, sondern Alden Ehrenreich. Der 26-jährige Amerikaner spielt als unterbelichteter aber liebenswerter Rodeoreiter sprichwörtlich jeden an die Wand. („Wenn man Statisten sieht, weiß man nie, was der denken tut.“) Als Charakterdarsteller wider Willen mag seinem Hobie Doyle das freudlose Lächeln und die korrekte Aussprache von“bloß“ zwar nicht so recht gelingen. Am Ende ist er es aber, der den Kopf der Kommunistenbande überführt. Ehrenreich ist die Entdeckung des Films. Von ihm wollen wir mehr sehen.
„Hail, Caesar!“ (USA, GB)
106 Minuten
Darsteller: Josh Brolin, George Clooney, Tilda Swinton, Alden Ehrenreich, Channing Tatum, Scarlett Johansson, Ralph Fiennes, Jonah Hill, Frances McDormand, Christopher Lambert, Fisher Stevens
Regie, Drehbuch, Schnitt: Joel und Ethan Coen
Produktion: Joel und Ethan Coen
Musik: Carter Burwell
Kamea: Roger Deakins
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