La La Land – Als Träumer noch träumen durften

Ein paar Dinge vorweg: „La La Land“ (2016) ist ein Musical. Also nicht erschrecken: Im Film wird gesungen und getanzt. Es gibt keine Actionsequenzen, keine Mutanten, keine Raumschiffe, keine spektakulären Verfolgungsjagden. Es fliegt nichts in die Luft – außer einem verliebten Paar.

In „La La Land“ wird den Zuschauern eine kunterbunte heile Welt vorgespielt – abseits von Problemen wie Terrorismus, Rassenkonflikten  und Flüchtlingskrise. Es geht um Liebe und um Jazz. Oh je! Gibt es nichts Wichtigeres als ein paar Tanznummern? Trotzdem überschlagen sich die Kritiker vor Begeisterung. Etliche Preise hat der Film bereits abgeräumt – darunter sechs Oscars.

La La Land

„La La Land“: Es steppt, wenn Mia (Emma Stone) und Sebastian (Ryan Gosling) sich näher kommen.  Foto: StudioCanal

Der Inhalt – und das ist der eher übersichtlichen Handlung geschuldet – lässt sich kurz zusammenfassen. Mia (Emma Stone) und Sebastian (Ryan Gosling) sind zwei Träumer in Los Angeles. Sie arbeitet als Bedienung in einem Café auf dem Warner-Bros-Gelände und strebt eine Schauspielkarriere an. Er ist Musiker und will den Jazz im Alleingang retten, indem er einen Club eröffnet. Doch ihre Träume sind nur Seifenblasen, die zu zerplatzen drohen. Bis sie sich kennenlernen. Die beiden verlieben, bestärken sich gegenseitig, an ihre Träume zu glauben. Und siehe da, das hilft sogar. Am Ende stehen beide an der Schwelle zum Erfolg. Bleibt dafür ihre Liebe auf der Strecke?

Mit „La La Land“ hat  Regie-Senkrecht-Starter Damien Chazelle nach seinem Überraschungserfolg von „Whiplash“ ein Herzensprojekt umgesetzt. Das Drehbuch stammt aus seiner Feder, die Songs aus der seines früheren Havard-Kommilitonen Justin Hurwitz. Ein Musical wie aus der guten alten Zeit, aus dem Hollywood der 1950er Jahre, gepaart mit ihrer gemeinsamen Begeisterung für Jazz. Das war ihre Idee – eben „Gene Kelly meets Thelonious Monk“, wie der Regisseur selbst sagt. Mit ihrer Nostalgie-Nummer haben Chazelle und Hurwitz  einen Nerv getroffen. Aber warum? Ist „La La Land“ der Film, auf den wir seit Jahren gewartet haben, ohne es zu wissen? Was macht den Film so besonders?

Zuerst einmal verwöhnt er Augen und Ohren gleichermaßen. Die Lieder gehen ins Ohr,  nachdem man den ersten Schock überwunden hat, dass im Film tatsächlich ständig gesungen wird. Szenenbilder und Choreografie sind geradezu berauschend, ob Steppschritt im Sonnenuntergang, der traumhaft schöne Tanz im Sternenhimmel – oder die Eröffnungsszene auf dem Highway. In dieser Plansequenz brillieren nicht nur die Darsteller, sondern vor allem Kameramann Linus Sandgren und Regisseur Chazelle, die in dem scheinbaren Chaos den Überblick behalten. Eine Meisterleistung!

Am umwerfendsten ist jedoch der Schluss. Stone und Gosling tanzen sich noch einmal durch die Stationen ihrer Liebe. Was wäre wenn … wir uns sofort verliebt hätten, wenn wir Kompromisse eingegangen wären, wenn wir an unsere Liebe geglaubt hätten, wenn wir einfach gesprungen wären – ohne nachzudenken und ohne zu bereuen. Wo würden wir dann heute stehen? Was wäre wenn? Damien Chazelles Musicalmärchen verwehrt dem Zuschauer und seinen Hauptfiguren dieses Happy End. Er lässt den Traum vom Erfolg in Erfüllung gehen. Den Traum der großen Liebe lässt er jedoch zerplatzen – aber so schön.

In „La La Land“ geht es um die Liebe – und um die Musik. Aber es ist nicht nur der Jazz, der vom Aussterben bedroht ist, sondern vor allem das Kino selbst. Weil sich keiner mehr zu interessieren scheint für die Filme der Goldenen Ära. Während der Jazz mit Sebastians neuem Klub am Ende offenbar gerettet ist, bleibt das alte Lichtspielhaus, in dem sich das Paar einst getroffen hat, geschlossen. Das kleine Haus wurde zermalmt vom Desinteresse, von der Walze der Multiplexkinos und einer Branche, in der Masse und Profit mehr zählen als Klasse. Sicher, um Profit ging es den Produzenten schon immer. Dennoch hebt sich „La La Land“ selbst wie ein Phönix aus der Asche und beschwört eine Zeit, in der das Kino noch etwas für Träumer war – ein Rückzugsort, an dem Probleme und Sorgen für zwei Stunden in den Hintergrund traten, an dem man sich berauschen ließ und auf ein Happy End hoffen konnte.

„La La Land“ (USA, 2016)
128 Minuten
Darsteller: Emma Stone, Ryan Gosling, John Legend, Rosemarie DeWitt, J. K. Simmons, Tom Everett Scott
Regie, Drehbuch: Damien Chazelle
Kamera: Linus Sandgren
Musik: Justin Hurwitz
Schnitt: Tom Cross
Produktion: Fred Berger, Gary Gilbert, Jordan Horowitz, Marc Platt

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Passengers – Schlaflos im Weltall

Man stelle sich vor: Die Prinzessin ist in einen 100 Jahre währenden Tiefschlaf gefallen – und mit ihr der ganze Hofstaat. Da kommt ein Prinz daher und weckt die schlafende Schöne – gegen ihren Willen und weit vor ihrer Zeit.

Es ist kein Zufall, dass die weibliche Hauptfigur von „Passengers“ (2016) Aurora heißt – wie Disneys Sleeping Beauty in dem Trickfilm-Klassiker „Dornröschen“ (1959). Das Science-Fiction-Drama von Regisseur Morten Tyldum orientiert sich lose an der Grimmschen Vorlage. Zudem finden sich Parallelen zu Daniel Defoes „Robinson Crusoe“ und der Hollywood-Schmonzette „Titanic“. Schon 2007 war das Script von Jon Spaihts ein Geheimtipp. Jahrelang leckten sich Filmemacher die Finger danach. Es galt als eines der besten unverfilmten Drehbücher. Das ließ Großes erwarten, barg aber auch die Gefahr, dass das Ganze grandios in die Hose geht.

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Chris Pratt und Jennifer Lawrence in Passengers.      Foto: Sony

Zur Handlung: Der Sternenkreuzer Avalon ist auf dem Weg zur weit entfernten Kolonie Homestead II. An Bord: 5000 Passagiere und etliche Crewmitglieder. Sie alle befinden sich in einem künstlichen Tiefschlaf – ein Frischhalte-Koma, das sie nicht altern lässt. Denn die Reise zum neuen Heimatplaneten dauert 120 Jahre. Erst kurz vor der Ankunft sollen die Passagiere geweckt werden. So weit die Theorie. Wie der Zufall will, erwacht der Passagier Jim Preston (Chris Pratt) durch eine technische Panne ganze 90 Jahre zu früh. Und er kann nicht wieder einschlafen. Jim ist mutterseelenallein auf dem Galaxiendampfer. Seine einzige Gesellschaft ist der kellnernde Android Arthur (Michael Sheen). Um nicht an seiner Einsamkeit zu verzweifeln, weckt er die junge Aurora (Jennifer Lawrence). Die ahnt nicht, dass es Jim war, der ihr die Chance auf ein Leben in der Kolonie genommen hat, und verliebt sich in ihn. Doch Jim plagt das schlechte Gewissen. Und das marode Schiff steuert auf eine Katastrophe zu.

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Zuerst ein Himmel voller Geigen, dann der erste Krach: Chris Pratt und Jennifer Lawrence in „Passengers“.     Foto: Sony

Klingt erst einmal vielversprechend: die Isolation, Jims Verzweiflungstat, Liebe, die in Hass umschlägt – alles 1a-Zutaten für ein packendes Kammerspiel. Doch der Film scheitert an seinem eigenen Anspruch. Für eine Konstellation wie diese braucht es Schauspieler, die ihr Handwerk verstehen. Deshalb ist es unverständlich, weshalb die Wahl ausgerechnet auf Chris Pratt gefallen ist. Er mag nett aussehen, ein prima Komödiant sein, sich gut im Sattel bewegen und mit imaginären Dinosauriern und Waschbären agieren können. In „Passengers“ ist er jedoch schlichtweg überfordert. Ob mit Tränchen im Auge oder mit hängenden Mundwinkeln – man kauft ihm die Verzweiflung nicht ab. Er sieht aus wie Chris Pratt als Mechaniker verkleidet, dem man gesagt hat: „Und jetzt guck mal ganz traurig, Chris.“ Jennifer Lawrence‘ Darstellung wirkt dagegen seltsam übertrieben – wohl, weil ihr der routinierte Gegenpart fehlt. Als Zuschauer bleibt man distanziert, das Schicksal der beiden Liebenden berührt nicht. Lediglich Michael Sheen überzeugt. Sein Arthur agiert hölzern – wie es sich für einen humanoiden Roboter gehört.

Und dann geht es Schlag auf Schlag, es wird plötzlich spannend. Im letzten Drittel wandelt sich das verhältnismäßig ruhig erzählte Liebesdrama  zum Actionkracher, weil der fliegende Bunker zu explodieren droht. Das Leben der arglos schlummernden Passagiere liegt in den Händen von Chris Pratt. Oh je? Nein, keine Sorge: Action kann er. So hält er sogar einem Reaktor stand, der ganze Meteoriden zu schmelzen vermag. Lediglich ein Stückchen Blech schützt den wackeren Jim. Ein Teufelskerl! Und auch seine Aurora hat es drauf. Sie zerrt ihn zurück ins Raumschiff, als er leblos im All treibt, lässt ihn nicht einfach untergehen – wie die Kate den Leo.

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Zum Glück kann sie schwimmen: Jennifer Lawrence in „Passengers“.      Foto: Sony

Am Ende bleiben viele Fragen offen: Wieso kann der technisch begabte Jim die Schlafkammer nicht reparieren, nachdem es ihm sogar gelungen ist, ein durchlöchertes Raumschiff wieder in Gang zu setzen? Warum gibt es nur einen einzigen Autodoc – eine Art automatischer Hightech-Operationssaal – auf einem Schiff mit über 5000 Passagieren? Ist Aurora von Natur aus platinblond? Oder warum ist bei ihr im Laufe der Zeit kein dunkler Haaransatz zu sehen? Und wieso lässt ein so viel versprechendes Drehbuch den Zuschauer enttäuscht zurück?

Zur Ehrenrettung des Films sei jedoch gesagt – die Handlung fesselt durchaus. Vor allem optisch hat „Passengers“ einiges zu bieten. In Erinnerung bleibt die Szene, in der Aurora fast ertrinkt, als das Wasser im Pool plötzlich seine Schwerkraft verliert. Und der Film ist  tausendmal besser als „Independence Day: Wiederkehr“.

Aber vielleicht seht ihr das ganz anders. Hat euch der Film umgehauen? Schreibt es mir.

Passengers (USA, 2016)
117 Minuten
Darsteller: Chris Pratt, Jennifer Lawrence, Michael Sheen, Lawrence Fishburne
Regie: Morten Tyldum
Kamera: Rodrigo Prieto
Schnitt: Maryann Brandon
Musik: Thomas Newman
Drehbuch: Jon Spaihts
Produktion: Stephen Hamel, Michael Maher, Ori Marmur, Neal H. Moritz

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Bleib besonders – Die Insel der besonderen Kinder

Die Welten, die Tim Burton erschafft, sind bunt und düster zugleich – und voller merkwürdiger Gestalten. Sonderlinge haben es dem Filmemacher angetan. Sie und ihr Bestreben, der Isolation zu entfliehen, von ihrer Umwelt anerkannt und ein Teil von ihr zu werden.

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„Die Insel der besonderen Kinder“: Miss Peregrine (Eva Green) verteidigt ihre Schützlinge bis aufs Blut. Foto: 20th Century Fox

In Tim Burtons neuestem Streich „Die Insel der besonderen Kinder“ haben sich die Sonderlinge in ihre eigene, sichere Welt zurückgezogen, sie leben abseits der Gesellschaft, müssen sich aber auch in dieser Welt gegen Eindringlinge zur Wehr setzen, um zu überleben.

Dabei fühlt sich der 16-jährige Jake (Asa Butterfield) überhaupt nicht besonders. Die meiste Zeit kommt er sich sogar unsichtbar vor – ignoriert von den Mitschülern, von den Eltern. Nur sein Großvater (Terence Stamp) schenkt ihm Beachtung. Leider hat der kürzlich das Zeitliche gesegnet. Brutal niedergemetzelt, seiner Augen beraubt. Wer tut so etwas? War es ein Tier – oder vielleicht doch eines der Monster, von denen der Großvater so oft erzählt und gewarnt hat?

Monstermäßig fantastisch

Gibt es diese Monster wirklich? Und mit ihnen Miss Peregrine und ihr Heim für besondere Kinder, in dem der Großvater während des Zweiten Weltkriegs Zuflucht gefunden haben will. Sind dies Erinnerungen?  Oder sind es die Fantasien eines Holocaust-Überlebenden? Jake will es herausfinden, reist mit seinem Vater zu der kleinen walisischen Insel, auf der sich das Heim befunden haben soll. Zu seiner Überraschung existiert es tatsächlich, nur viel ist nicht mehr übrig. 1944 fiel das Haus einem Bombenangriff der Nazis zum Opfer und mit ihm seine Bewohner.

Und jetzt wird es fantastisch: Durch eine Art Schlupfloch gelangt Jake in eine Zeitblase, die die Heimbewohner konserviert hat, die sie in einer Endlosschleife immer wieder den Tag des Bombenangriffs erleben lässt. Zuerst ist Jake skeptisch. Hat er sich nur etwas zu heftig am Kopf gestoßen, oder sind die Geschichten seines Großvaters wahr? Sie stehen wahrhaftig vor ihm: Miss Peregrine (Eva Green) und die Kinder mit ihren besonderen Fähigkeiten – das Luftmädchen, der Unsichtbare, die Feurige. Sie heißen ihn willkommen.

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„Die Insel der besonderen Kinder“: Jeder ist besonders – auf seine eigene Art. Foto: 20th Century Fox

Wie Jake bald erfährt, ist er alles andere als gewöhnlich und unbedeutend. Auch er ist besonders. Er ist derjenige, der die Kinder retten kann. Er ist der einzige, der die unsichtbaren Monster sieht. Und die haben es auf die Kinder abgesehen. Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt.

Tiefe Abgründe

„Die Insel der besonderen Kinder“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Ransom Riggs. Eine wahre Spielwiese für Tim Burton, auf der sich der Visionär austoben kann. Im Film stehen sich zwei Welten gegenüber: Jakes Realität im Jahr 2016 ist kalt, farblos, ungemütlich – kein Ort, an dem man sich gerne aufhält. Die Welt innerhalb der Zeitblase zeichnet Burton in kräftigen, warmen Farben. Die alte Villa und der verwunschene Garten mit seinen versteckten Winkeln wirken wie in Zauberreich – einladend und mystisch zugleich.

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„Die Insel der besonderen Kinder“: Jake (Asa Butterfield) und die luftig-leichte Emma (Ella Purnell). Foto: 20th Century Fox

Wie schon bei „Big Fish“ und „Alice im Wunderland“ begibt sich Burtons Protagonist in eine Parallelwelt, die auf den ersten Blick zauberhaft ist, aber viele Geheimnisse und tiefe Abgründe birgt. Gut und Böse stehen einander gegenüber, bekämpfen sich bis auf die Zähne. Burton gelingt es meisterhaft, die sonderbaren Wesen in dieser Welt zum Leben zu erwecken. Dabei halten er und Drehbuchautorin Jane Goldman sich zwar nicht immer ganz an die Romanvorlage. Das ist aber überhaupt nicht störend. Eva Green gibt als stets Pfeife rauchende und überkorrekte Miss Peregrine eine herrlich düstere Mary Poppins, die ihre Schützlinge bis aufs Blut verteidigt. Samuel L. Jackson blüht so richtig auf als zähnefletschender Kinderschreck Barron. So viel Spaß hat der Filmbösewicht („Pulp Fiction“, „The hateful 8“) lange nicht gemacht. Und Asa Butterfield („Hugo Cabret“) hat sich vom jungen Talent zum Schauspieler gemausert. Sein Jake steht an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Er erkennt schließlich, dass menschliche Perfektion eine Illusion ist. Dass es die kleinen Makel sind, die einen Menschen ausmachen, die ihn besonders machen. Er entscheidet sich dafür, sich treu zu bleiben und zu seinen Makeln zu stehen, anstatt sich anzupassen. Stay peculiar, bleib besonders!

„Die Insel der besonderen Kinder“ ist Augenfutter pur – Szene für Szene, bis auf wenige Ausnahmen. Ein Märchen für Jung und Alt. Bildgewaltig und fesselnd. Ich habe den Film genossen.

Was ist euer Lieblingsfilm von Tim Burton? Die alten „Batman“-Schinken, „Edward mit den Scherenhänden“, „Sleepy Hollow“ oder ein ganz anderer? Schreibt mir.

„Die Insel der besonderen Kinder“ (USA, UK, Belgien 2016)
127 Minuten
Darsteller: Asa Butterfield, Ella Purnell, Eva Green, Samuel L. Jackson, Judi Dench, Allison Janney, Chris O’Dowd, Terence Stamp, Milo Parker, Raffiella Chapman
Regie: Tim Burton
Drehbuch: Jane Goldman
Kamera: Bruno Delbonnel
Schnitt: Chris Lebenzon
Musik: Michael Higham, Matthew Margeson
Produktion: Peter Chernin, Jenno Topping

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FRANTZ – Von der Sehnsucht nach Vergebung

Mit „Frantz“ hat Regisseur Francois Ozon Neuland betreten. Nie zuvor hat sich der französische Filmemacher dem Thema Erster Weltkrieg gewidmet. Erstmals hat er außerhalb seines Heimatlandes gedreht, hat er Kriegs- und Kampfszenen gefilmt. Für Ozon eine große Herausforderung, wie er selbst sagt. Auch dem Zuschauer verlangt er bei „Frantz“, seinem inzwischen 16. Spielfilm, einiges ab: Szenen in deutscher und in französischer Sprache, der Wechsel von Farbe zu Schwarzweiß, die entschleunigte Erzählweise. Das ist anders und ungewohnt. Aber genau das und dazu das sensible Spiel der Hauptdarsteller machen „Frantz“ zu einem der sehenswertesten und eindrucksvollsten Filme der letzten Jahre.

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Anna (Paula Beer) erzählt Adrien (Pierre Niney) von Frantz. Foto: X Verleih

Zur Handlung: Anna (Paula Beer) trauert um ihren Verlobten. Frantz (Anton von Lucke) war Soldat, ist im Ersten Weltkrieg gefallen. Jeden Tag legt sie Blumen auf sein Grab. Der Weg durch die Straßen des Harzstädtchens hin zum Friedhof ist für Anna zur Routine geworden. Eine Routine, die dem aus den Fugen geratenen Leben der jungen Deutschen einen Rahmen bietet – die ihr selbst Halt gibt. Diese Routine wird eines Tages durch einen Unbekannten (Pierre Niney) durchbrochen. Anna beobachtet, wie er an Frantz‘ Grab trauert.

Schuld und Sühne

Kurz darauf nimmt der Franzose Kontakt zu Frantz‘ Eltern (Ernst Stötzner, Marie Gruber) auf. Er sei ein Freund von Frantz gewesen, habe ihn vor dem Krieg bei einem Aufenthalt in Paris kennen gelernt. Mit dem Tod des Freundes habe auch er einen Verlust erfahren, sagt er. Vor allem der Vater sträubt sich zuerst dagegen, Adrien Gehör zu schenken. So kurz nach dem Krieg, nach der Niederlage der Deutschen sieht er in jedem Franzosen einen Feind. Schließlich könnte jeder von ihnen der Mörder seines Sohnes sein. Doch war er es nicht selbst, der Frantz gedrängt hat, zur Waffe zu greifen, in die Schlacht zu ziehen und andere Söhne zu töten? Hat er sich dadurch nicht selbst schuldig gemacht?

Schuld und Vergebung sind die großen Themen von „Frantz“. Hat nicht jeder während des Krieges Schuld auf sich geladen? Und sehnt sich später nicht jeder nach Vergebung? Danach, dass ihm andere vergeben. Und danach, irgendwann sich selbst vergeben zu können. Auch Adrien möchte das. Auf Wunsch der Familie erzählt er von seiner Freundschaft zu Frantz, spielt sogar auf der Geige des Verstorbenen, nimmt für kurze Zeit dessen Platz ein. „Haben Sie keine Angst, uns glücklich zu machen“, sagt Frantz‘ Mutter zu ihm. So ist es an Adrien, Trost zu spenden und den Trauernden Momente des Glücks zu bescheren.  Anna entgeht dabei nicht, dass auch Adrien vom Krieg gezeichnet ist. „Meine größte Narbe ist Frantz“, gibt er zu. Adrien hat mit seinem eigenen Trauma zu kämpfen. Und mit einem Geheimnis, das ihn quält. Denn er hat Frantz‘ Familie belogen.

Authentisch

Francois Ozon erzählt die Geschichte in nüchternen, fast bedrückenden Schwarzweiß-Bildern. Nur wenn Hoffnung aufkeimt, kommt Farbe ins Spiel. Für den Zuschauer ist der Sprung von Farbe zu farblos nicht immer nachvollziehbar. Aber um Logik geht es Ozon nicht. Wie die Venen im Körper werden die Schwarzweiß-Einstellungen des Filmes von der Farbe durchblutet, erläutert der Regisseur. Der Effekt: Der bewusste Verzicht auf Farbe lässt die Bilder authentisch wirken. Kennen wir den Ersten Weltkrieg nicht eigentlich nur von Schwarzweiß-Aufnahmen, von alten Fotos? Selbst die Emotionen der Protagonisten haben etwas Dokumentarisches und dadurch höchst Glaubwürdiges – wenn plötzlich der Hauch eines Lächelns über das Gesicht des verbitterten Vaters huscht, wenn Anna gegen ihre aufflammenden Gefühle ankämpft. Im Gegensatz dazu der Einsatz von Farbe in der letzten Szene des Films, wenn Annas Lust am Leben mit aller Macht zurück kehrt.

„Frantz“ ist ein Film über die Folgen des Ersten Weltkrieges in Deutschland und Frankreich. Über Trauer und Wut auf beiden Seiten, über Schuld und Sühne – und über den Wunsch der Menschen, weiter leben und wieder lieben zu können. Zutiefst berührend und lange nachwirkend.

„Frantz“, Frankreich, Deutschland 2016
113 Minuten
Darsteller: Paula Beer, Pierre Niney, Ernst Stötzner, Marie Gruber, Johann von Bülow, Anton von Lucke, Cyrielle Clair, Alice de Lencquesaing
Regie: Francois Ozon
Drehbuch Francois Ozon (frei nach „Broken Lullaby“ von Ernst Lubitsch (1931)
Kamera: Pascal Marti
Musik: Philippe Rombi
Schnitt: Laure Gardette
Produzenten: Stefan Arndt, Uwe Schott, Eric und Nicolas Altmayer

Wie seht ihr das? Fehlt euch etwas, wenn ein Film in Schwarzweiß gedreht ist?

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Eine Kleinstadt schnuppert Filmluft

Wenn Filmluft durch die Provinz weht: Fast auf den Tag genau ein Jahr ist es her, dass sich der Liebfrauenkirchhof von Wernigerode in eine Filmkulisse verwandelt hat. In dem Harzstädtchen wurden Szenen für die französisch-deutsche Koproduktion „Frantz“ gedreht. Das 70-köpfige Filmteam um Star-Regisseur Francois Ozon hatte sich für mehrere Wochen in der Kleinstadt eingemietet und die Wernigeröder in Aufregung versetzt – Straßen gesperrt und für ein kleines Verkehrschaos in der Altstadt gesorgt. Am 29. September kommt „Frantz“ in die deutschen Kinos.

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Pierre Niney und Paula Beer in FRANTZ. Courtesy of Music Box Films.

Für das Harzstädtchen ist der Film ein dicker Fisch. Zwar gehen im Wernigeröder Rathaus regelmäßig Anfragen von Locationscouts ein. Doch nicht immer handelt es dabei um große Kinoproduktionen. Ganz anders als bei „Frantz“. Francois Ozon ist ein renommierter Regisseur. Seine Filme „8 Frauen“ und „Swimmingpool“ sind weltbekannt.

„Frantz“ spielt nach dem Ersten Weltkrieg

Was für Wernigerode, Quedlinburg und Görlitz, wo ebenfalls gedreht wurde, gesprochen hat? „Diese Orte liegen in der ehemaligen DDR und sind fast intakt geblieben“, sagt Francois Ozon. „Sie wurden weder zerstört noch übertrieben restauriert, im Gegensatz zu den Städten in Westdeutschland.“ Das sei ihm als Regisseur wichtig gewesen, denn seine Geschichte spielt nach dem Ersten Weltkrieg.

„Frantz“ ist für Francois Ozon eine Herzensangelegenheit. Schon lange habe er den brüderlichen Aspekt zwischen Frankreich und Deutschland thematisieren wollen und die Freundschaft, die beide Völker miteinander verbindet. Der Film sei die ideale Gelegenheit dazu, so Ozon. „Frantz“ habe für ihn viele spannende Herausforderungen bereit gehalten: Krieg, Kampfszenen, eine deutsche Kleinstadt, Paris in Schwarz-Weiß, die deutsche Sprache. Wichtig sei ihm dabei gewesen, die Geschichte vom Standpunkt der Deutschen zu erzählen.

Die Handlung von „Frantz“ basiert lose auf Ernst Lubitschs „Der Mann, den sein Gewissen trieb“ (1931): Die junge Anna (Paula Beer) trauert um ihren Verlobten Frantz, der im Krieg gefallen ist. Jeden Tag legt sie Blumen an seinem Grab nieder. Eines Tages trifft sie dort den Franzosen Adrien (Pierre Niney). Er gibt vor, ein Freund von Frantz gewesen zu sein, auch er habe einen Verlust erlitten. Paula stellt Adrien Frantz‘ Familie vor. Dessen Eltern nehmen den jungen Franzosen auf, in der Hoffnung er könnte ihre tiefe Trauer lindern. Doch Adrien hat ein Geheimnis …

Flair der 1920er

Das alte Pfarrhaus in Wernigerode dient im Film als Wohnort von Frantz‘ wohlhabenden Eltern. Etliche Schlüsselszenen wurden dort gedreht. Zuvor ließ das Produktionsteam in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde das gut 250 Jahre alte Fachwerkgebäude herrichten, Wände mit Holz verkleiden, Fußböden aufarbeiten, Fenster- und Türrahmen reparieren, ein Wohnzimmer, Esszimmer und Küche sowie eine Arztpraxis einrichten. Historisch anmutende Tapetenmuster und dezente Farben sollten das Flair der 1920er Jahre widerspiegeln.

Längst ist wieder Ruhe am Liebfrauenkirchhof eingekehrt. Lediglich die neu verputzte Fassade des Pfarrhauses erinnert an die Dreharbeiten und die Aufregung, die hier vor einem Jahr noch herrschte. Die Kulissen sind zum größten Teil abgebaut. Das Haus steht nach wie vor leer, wurde von der Stadt schon vor einiger Zeit zum Verkauf ausgeschrieben. Ab dem 29. September zieht wieder Leben in das alte Haus ein – zumindest im Kino – und das lässt auch Wernigerode glänzen. Man darf also gespannt sein.

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Auf die Tränendrüse – EIN GANZES HALBES JAHR

„Ein ganzes halbes Jahr“ mit Emilia Clarke und Sam Claflin. Foto: Ivonne Sielaff

Lebenslustige junge Frau verliebt sich in lebensmüden Millionär – die perfekte Konstellation für große Gefühle. Taschentuchkino hat seit einigen Jahren Hochkonjunktur. Erst waren es die Romanverfilmungen von Nicholas Sparks und Cecelia Ahern, die den Kinobesuchern das Wasser in die Augen trieben. Jetzt ist auch Jojo Moyes in diesen illusteren Kreis aufgestiegen. Für „Ein ganzes halbes Jahr“ lieferte die britische Autorin nicht nur die literarische Vorlage, sondern das Drehbuch gleich dazu.

Regisseurin Thea Sharrock verfilmte den Stoff und tauchte ihn in Bonbonfarben. So bunt haben wir England, wo die dramatische Liebesgeschichte angesiedelt ist, seit „Austin Powers“ nicht mehr gesehen. Die Klamotten von Protagonistin Louisa (Emilia Clarke) sind so quietschbunt wie ihr Zuhause. Mutter, Schwester und sie selbst sehen aus, als wären sie einer Cornflakes-Werbung entsprungen. Dabei steht die Familie vor dem Ruin. Denn der Vater ist arbeitslos. Damit sie und ihre Lieben nicht am Hungertuch nagen, muss Louise für den Lebensunterhalt sorgen. Dumm nur, dass sie ihren Job in einem Café verloren hat.

Doch Louise hat Glück im Unglück, denn schnell tut sich eine neue berufliche Perspektive für sie auf. Die reichsten Leute im Ort suchen eine Pflegerin für ihren Sprössling. Lebemann Will (Sam Claflin) ist seit einem Unfall ans Bett gefesselt und sehnt den Tod herbei. Ein ganzes halbes Jahr muss er noch durchhalten, das hat er seinen Eltern versprochen. Danach will er seinem Leben ein Ende setzen. Doch die Eltern verfolgen einen anderen Plan. Vielleicht gelingt es ihnen mit Hilfe der hübschen jungen Pflegerin, ihren Sohn von seinem Vorhaben abzubringen.

Es kommt, wie es kommen muss. Louise verliebt sich in den depressiven Schnösel, er offenbart ihr seinen weichen Kern. Das Leben ist schön, also leb und lieb mich- davon will sie Will überzeugen. Klassikkonzerte, Pferderennen – schnell taucht die ganz arme Louise in die Welt der ganz Reichen ein – Fremdschäm-Momente a la „My Fair Lady“ inklusive.

Happy End? Fehlanzeige. Denn Will will nicht mehr – trotz der aufkeimenden Gefühle. Das Ende ist so vorhersehbar wie der Ausgang der letzten Bundesligasaison … Und links und rechts von mir im Kino knisterten die Taschentücher und schnieften die Nasen. Nur bei mir wollten die Tränen nicht rollen. Warum? Es war einfach too much: Die Gesichter der Liebenden in Großaufnahme, die Musik schwillt an. Ihre Lippen beben. Er schließt die Augen. Und jetzt bitte weinen, liebe Zuschauer! Nein, danke. Das ist Gefühlsduselei mit dem Holzhammer. Da verweigere ich mich. Das ist so zum Heulen, dass es schon wieder amüsant ist. Wenigstens bin ich nicht eingeschlafen.

Warum man den Film nicht schauen sollte: Weil Weinen unter Fremden peinlich ist. Weil man Kopfschmerzen bekommt, wenn man die Tränen unterdrückt. Weil der Herz-Schmerz in „Ein ganzes halbes Jahr“ so zucker-klebrig-süß ist, dass es fast weh tut.

Warum man den Film trotzdem schauen sollte: Wegen Emilia Clarke, die als Louise den ganzen Film trägt, die trotz ihrer enorm beweglichen Augenbrauen einfach bezaubernd ist. Und auch wenn man nicht gelähmt und kein „Games of Thrones“-Fan ist, erliegt man schnell ihrer Präsenz und ihrem Charme.

Wie ist es mit euch? Geht ihr zum Weinen ins Kino oder in den Keller? Und welcher Film hat euch zuletzt so richtig zum Weinen gebracht?

„Ein ganzes halbes Jahr“ (USA 2016)
110 Minuten
Darsteller: Emilia Clarke, Sam Claflin, Janet McTeer, Charles Dance, Brendan Coyle, Jenna Coleman, Matthew Lewis
Regie: Thea Sharrock
Drehbuch: Jojo Moyes
Produktion: Alison Owen, Karen Rosenfelt
Kamera: Remi Adefarasin
Schnitt: John Wilson
Musik: Craig Armstrong

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FRITZ LANG – Auf der Spur der Bestie

Fritz Lang

Es gibt Filmmusik, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Die Violinen in der Duschszene von „Psycho“, das nur aus zwei Noten bestehende Thema beim Herannahen des Monstrums in „Der weiße Hai“ – oder auch die gepfiffene Melodie in  „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ (1931).

Eben dieses Liedchen („Peer-Gynt-Suite“ von Edvard Grieg) verursacht Gänsehaut bei mir, wann immer ich es höre. In „M“ pfeift Kindermörder Hans Beckert (Peter Lorre) diese Melodie. Ein Blinder erkennt sie und überführt die Bestie. Die Erkenntnis am Ende: Dem Mörder wird der Prozess gemacht, aber die getöteten Kinder bringt das nicht zurück. „M“ war Fritz Langs („Metropolis“, „Dr. Mabuse“) erster Tonfilm. Ein Meilenstein, auch weil es dem Österreicher gelang, die Möglichkeiten des neuen Mediums nicht nur zu bedienen, sondern künstlerisch auszuschöpfen.

Was hat Fritz Lang dazu bewogen, sich diesem Thema zu widmen? Was hat ihn zu dem Drehbuch inspiriert? Wie denkt man sich in die Psyche eines Mörders? Diesen Fragen versucht der Historiker Gordian Maugg in seinem Film „Fritz Lang“ (2016) auf den Grund zu gehen. Kein Dokumentarfilm, sondern ein Spielfilm, der Fiktion und Realität miteinander verwebt – mit Heino Ferch, der Allzweckwaffe des deutschen Films, in der Titelrolle.

Vor allem in Hollywood ein beliebter Stoff – der Einblick in die Film- bzw. Theaterbranche und in die Entstehungsgeschichte eines bekannten Werkes. „Saving Mr. Banks“ (Mary Poppins) und „Hitchcock“ (Psycho) sind mehr oder weniger gelungene Beispiele dafür. Am ähnlichsten ist „Fritz Lang“ jedoch „Shakespeare in Love“. Auch wenn der Film kein bisschen romantisch ist, die Parallelen liegen auf der Hand: Ein Autor mit Schreibblockade auf der Suche nach Inspiration. Bei „Shakespeare“ ist es Lady Viola, die ihn die Muse küssen lässt (und einiges mehr). Bei „Fritz Lang“ ist die Bestie von Düsseldorf – der Massenmörder Peter Kürten. Der Autor überwindet seine Blockade. Und am Ende steht ein fertiges Drehbuch. Auch wenn das meiste davon rein spekulativ ist, für einen spannenden wie unterhaltsamen Film reicht das allemal.

Die Leiche im Keller

Und dieser Fritz Lang war kein Kind von Traurigkeit. Im wahren Leben wie im Film. In der Berliner Partyszene soll er es ordentlich krachen gelassen haben. Dazu hatte er eine Leiche im Keller – im wahrsten Sinne des Wortes. Seine erste Ehefrau starb durch eine Kugel aus seiner Waffe. Die genauen Umstände des Todes sind bis heute ungeklärt.

Maugg macht sich das zunutze. Sein Lang begibt sich auf die Spur des Mörders – und hier beginnt die Fiktion. Gleichzeitig setzt er sich mit seinen eigenen Dämonen auseinander. Was macht einen Menschen zum Mörder? Was empfindet man im Moment des Tötens? Ist es Reue oder Genugtuung? Lang muss das wissen. Als er dem Mörder schließlich gegenüber sitzt, ist es wie der Blick in den Spiegel. Kürten ist ein kranker Geist. Durch die Konfrontation mit dem Mörder versucht Lang, sein eigenes Trauma zu überwinden. So weit so gut. Denn das ist die große Schwäche des Films. Der fiktive Lang  hat nicht nur mit einem Trauma zu kämpfen, sondern gleich mit drei: Die tote Frau, das Grauen des Krieges und der Konflikt mit dem Vater. Na was denn nun? Gordian Maugg verzettelt sich. Dem Zuschauer fällt es schwer zu folgen.

Die Bestie ist unter uns

Für einen deutschen Film ganz gut – das wäre ein unbefriedigendes Urteil. Ein Film sollte für sich stehen, die Messlatte immer auf gleicher Höhe hängen. Trotz der dramaturgischen Mängel ist Gordian Maugg ein kleines Meisterwerk gelungen, was unter anderem dem Hauptdarsteller zu verdanken ist. Immer wieder zeigt die Kamera Heino Ferchs Gesicht. Ein Gesicht in Großaufnahme, das kaum Regung zeigt. Dennoch spürt man die Dunkelheit der Langschen Seele, das Brodeln unter der Oberfläche. Mauggs Film überzeugt vor allem optisch. So setzt der Regisseur elegante Spielszenen in Schwarz-Weiß gegen körniges Dokumentarmaterial. Mit dem Verzicht auf Farbe beschreibt der Film das Zeitkolorit der 30er Jahre – jene Zeit, in der eine viel größere Bestie erwachte.

„M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ ist entstanden, als sich der Gedanke des Nationalsozialismus in den Köpfen vieler Deutsche einnistete. Was macht einen Menschen zur Bestie? Wie es heißt, waren es nicht nur Massenmörder, die Fritz Lang inspirierten, sondern die diffuse Angst vor dem, was kommen sollte. Auch deshalb lässt mich diese gepfiffene kleine Melodie immer wieder erschaudern.

„Fritz Lang“ (Deutschland 2016)
104 Minuten
Darsteller: Heino Ferch, Thomas Thieme, Johanna Gastdorf, Samuel Finzi, Lisa Charlotte Friederich, Michael Mendl
Regie: Gordian Maugg
Drehbuch: Alexander Häusser, Gordian Maugg
Kamera: Moritz Anton, Lutz Reitemeier,
Schnitt: Angela Tippel, Olivia Retzer, Florentine Bruck
Musik: Tobias Wagner
Produzent: Nicole Ringhut

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Mein Liebster Award – eine Premiere

Meine erste Nominierung für MEIN LIEBSTER AWARD. Danke schön, WordBUZZz, dass du an mich gedacht hast. Auch wenn die Fragen richtig harte Nüsse sind. Ich werde mir Mühe geben 🙂

Wie stehst du zu den Thema Zeit heilt alle Wunden?
Hoffen wir mal, dass es stimmt.

Darf man in deinen Augen Babys von Anfang an vegetarisch/ vegan ernähren?
Dann wäre Muttermilch doch auch verboten, oder nicht? Denn die ist ja nun definitiv nicht pflanzlich. Auch wenn Veganer mich jetzt schelten mögen, ich vertrete den Standpunkt, dass alles in Maßen nicht ungesund sein kann. Das gilt für Erwachsene genauso wie für Kinder und Babys. Obwohl es auf der anderen Seite manchmal nicht einfach ist, mein Kind davon zu überzeugen, Gemüse zu essen.

Mit welcher Kultur aus welchem Land könntest du dich am meisten identifizieren?
Ich bezeichne mich  gerne als Italienerin im Geiste. Ich mag die Sprache, die Musik, das Klima, die Lebensart, das Essen, den Wein. Noch näher fühle ich mich aber den Engländern, vor allem was Musik, Filme und den Humor (bilde ich mir zumindest ein) betrifft. Nur auf Bier und Eggs&Bacon könnte ich verzichten.

Welches Lebensmittel/Gericht wolltest du schon immer einmal probieren?
Ich wollte schon immer mal Fliegenpilze kosten, um zu schauen, ob man wirklich halluziniert. Ich traue mich aber nicht. Spaß beiseite, vielleicht einmal ein echt ungarisches Gulasch oder ein echt indisches Curry.

Was muss man in deiner Stadt gesehen/ gemacht haben?
In meiner Geburtsstadt Halle (Saale) fällt mir da die Peißnitz ein. Das sind mehrere kleine Inseln zwischen den Flussarmen der Saale. Dort gibt es Wiesen und Wälder, eine Freilichtbühne und mit dem einstigen Pionierhaus eine kultige Ausflugsgaststätte. Mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine. Quentin Tarantino war schon auf der Peißnitz (wirklich). Und der Dichter Joseph von Eichendorff ließ sich einst auf der Klippe eines Saalefelsens zu seinem Gedicht „Da steht eine Burg übern Tale“ und zu folgenden Zeilen inspirieren: „Da hab ich so oft gestanden, es blühten Täler und Höhn. Und seitdem in allen Landen, sah ich nimmer die Welt so schön!“
Meine Wahlheimat Wernigerode (Harz) ist ein Touristenstädtchen. Da ist sicher einiges zu empfehlen, beispielsweise eine Wanderung auf den sagenumwobenen Brocken. Oder einfach mal zu Walpurgis (30. April) in den Harz kommen. Da tanzen in jedem Ort die Hexen ums Feuer.

Du stichst dir ein Tattoo… Was wäre dein Motiv und wo würdest du es tragen wollen?
Über diese Frage habe ich tatsächlich schon einige Male nachgedacht. Leider konnte ich mich bisher nicht für ein Motiv entscheiden. Sonst hätte ich sicher längst ein Tattoo. Wenn, dann sicher nichts Großes, eher was Kleines.

Welches historische Ereignis würdest du gerne verändern?
Es klingt zwar ziemlich banal, aber wenn  ich es könnte, würde ich gern jeden Krieg in der Vergangenheit und in der Zukunft verhindern. Außerdem würde ich Halle zur Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt küren. Und ich hätte diesen unsäglichen Landes-Slogan „Sachsen-Anhalt – Wir stehen früher auf“ verhindert.

Wenn du in die Zeit zurück reisen könntest, wohin würdest du reisen wollen?
Ich würde in meine Kindheit und Jugend zurückreisen, um einige einschneidende Ereignisse, an die ich mich leider kaum noch erinnere, noch einmal intensiv zu erleben. Außerdem würde ich gern Charlie Chaplin und Orson Welles bei Dreharbeiten über die Schulter schauen und mit John Lennon, Bob Dylan und Keith Richards jammen.

Was ist in letzter Zeit völlig überhypt worden?
Tut mir leid, liebe Skywalker-Fans. Was mir da als erstes einfällt, ist STAR WARS, dazu sämtliche Superhelden-Filme und Jan Böhmermann.

Prägendster Film, Roman, Anime, Hörbuch etc. ?
Filme, die mich geprägt haben: PULP FICTION, LEON – DER PROFI, THE KID, CITIZEN KANE,  EIN FISCH NAMENS WANDA und A HARD DAYS NIGHT
BÜCHER: ES (Stephen King), DIE VERSCHMÄHTEN SCHRIFTEN DES PROFESSORS VON IGELFELD (Alexander McCall-Smith)

Größtes Alltagsproblem?
Mir fehlt immer die Zeit: Zeit für den Garten, Zeit für den Haushalt, Zeit fürs Bloggen. Dafür verbringe ich mich viel Zeit mit meinem Kind und meinem Mann. Unsere gemeinsame Zeit ist das kostbarste für mich.

Und jetzt muss ich wohl nominieren: Ich weiß, ihr wart alle schon hunderte Male dran. Deshalb werde ich nur drei von euch auswählen und mit meinen Fragen (Filmfragen, dem Thema meines Blogs geschuldet) quälen 🙂 Wer die Fragen auch ohne Nominierung gern beantworten möchte, ist herzlich eingeladen. Die Spielregel kennt ihr sicherlich. Den Nominator (mich) in eurem Betrag verlinken, meine Fragen beantworten, eigene Fragen ausdenken und selber nominieren. Ich hoffe, das ist richtig so.

Hier die Nominierungen:
Aktion Morgenluft
Staffmann
Klaus Oberrauner

Hier die Fragen:

Was ist der erste Film, den du im Kino gesehen hast, und welche Bedeutung hat er für dich?

Zu welchem Zeitpunkt entscheidest du, ob dir ein Film gefällt? Nach zehn Minuten? Zum Ende des Films? Ein paar Tage später? Und warum ist das so?

Deine drei Lieblingsfilme sind?

Was muss ein Film haben, um dich zu packen?

Wenn du einen Film drehen könntest, wen würdest du besetzen? Mit wem würdest du gern zusammenarbeiten? Und warum?

Ganz ehrlich, was hältst du von der deutschen/deutschsprachigen Filmlandschaft?

Kannst du als Filmblogger im Kino/ oder im Fernsehsessel geistig abschalten und dich fallen lassen, wenn du einen Film siehst, oder fängst du im Hinterstübchen bereits an zu analysieren?

Welcher Schauspieler/Filmemacher hat deiner Meinung nach die Kinogeschichte geprägt? Und warum?

Welche Filme sollte ich unbedingt schauen?

HUGO CABRET – Martin Scorsese weichgespült

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Denk ich an Martin Scorsese in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht. Nein, nicht etwa weil ich den Regisseur schrecklich finde, sondern weil seine Filme immer so aufregend sind. Der Mann kann Thriller („Kap der Angst“), Horror („Shutter Island“), Mafia-Epos („Good Fellas“), hat mit „Taxi Driver“, „Wie ein wilder Stier“ und vielen anderen Filmen Kinogeschichte geschrieben. Bis auf wenige Ausnahmen zeichnen sich seine Filme durch Nervenkitzel sowie durch ein gewisses Maß an Gewalt aus. Und das ist auch gut so.

Dass es auch einmal ohne Robert DeNiro und Leonardo DiCaprio, ohne Knarren und Blut geht, hat Martin Scorsese 2011 mit „Hugo Cabret“ bewiesen. Der Stoff war durch glückliche Umstände auf seinem Schreibtisch gelandet. Tochter Francesca hatte ihm das Kinderbuch „Die Entdeckung des Hugo Cabret“ von Brian Selznick zum Geburtstag geschenkt – in der Hoffnung, dass er es verfilmen würde. Martin Scorsese biss an.

Hugo Cabret und der Automatenmensch

Die Geschichte des Waisenjungen Hugo ist Scorseses erster und bisher einziger Spielfilm, der auch für ein jugendliches Publikum geeignet ist. Trotzdem ist „Hugo Cabret“ kein klassischer Kinderfilm, sondern viel mehr als das.

Zur Handlung: Es ist einige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg. Hugo (Asa Butterfield) lebt auf dem Pariser Bahnhof Montparnasse, bringt dort die Uhren zum Ticken. Alles, was ihm von seinem verstorbenen Vater (Jude Law) geblieben ist, ist ein kaputter Automatenmensch und Büchlein mit Notizen zur Reparatur. Hugos größter Wunsch ist es, das Werk seines Vaters zu vollenden und den Roboter in Gang zu setzen. Ersatzteile „besorgt“ er sich vom griesgrämigen Spielzeughändler (Ben Kingsley). Das geht so lange gut, bis er erwischt wird. Zur Strafe kassiert der Verkäufer das wertvolle Notizbuch ein und droht es zu verbrennen. Glücklicherweise erhält Hugo Hilfe von Isabelle (Chloe Grace Moretz), der Patentochter des Spielzeughändlers. Gemeinsam gelingt es den Kindern, den Automatenmenschen zu reparieren.

So weit, so gut: Zauberhaft, charmant, berührend und ganz und gar nicht typisch Scorsese. Und es wird noch besser. Der Automat beginnt zu zeichnen – auf dem Papier entsteht ein Szenenbild von „Reise zum Mond“, dem wohl berühmtesten Film von George Méliès, der – wie der Zufall will – ausgerechnet Isabelles Patenonkel, eben jener besagte Spielzeughändler, ist.

Die Filmlegende George Méliès

George Méliès gab es wirklich. Es muss ganz am Anfang meines Studiums in einer Vorlesung zum Thema Filmgeschichte gewesen sein, als ich zum ersten Mal von George Méliès hörte. Seine Enthusiasmus für das neue Medium und seine Ideen haben mich irgendwie berührt. Besonders das lachende Teiggesicht aus „Reise zum Mond“ und der explodierte Kopf sind mir im Gedächtnis geblieben.

Der Franzose George Méliès (1861-1938) gilt als einer der Pioniere der frühen Filmgeschichte. Zum Ende des 19. Jahrhunderts besuchte er eine der ersten Vorstellungen der Brüder Lumiere. Deren Cinematographe und Filme begeisterten den Zauberkünstler und Theaterbesitzer. Er baute sich eine eigene Filmapparatur und begann selbst Filme zu drehen. Anders als seine Zeitgenossen dokumentierte er nicht einfach nur die Realität. Er begann mit Schnitt, Doppelbelichtungen und Überblendungen zu experimentieren, entwickelte die Stop-Motion-Technik. Er schuf die allerersten Special-Effects und mit „Reise zum Mond“ den ersten Science-Fiction-Film der Kinogeschichte. Tausende von Filmen gehen auf Méliès Konto. Leider brach ihm die Filmbranche das Genick. Seine teuer produzierten Streifen konnten alsbald nicht mehr mit der billigeren Konkurrenz mithalten. 1913 ging Méliès pleite, musste tausende Meter Rohmaterial verkaufen. Später betrieb er mit seiner Frau einen Spielzeugladen auf dem Bahnhof Montparnasse. Der Kinovisionär und seine Filme waren in Vergessenheit geraten.

Martin Scorsese kann auch Happy End

Zurück zur Fiction: Bei Scorsese hat George Méliès mit seiner Vergangenheit abgeschlossen. Er ist verbittert, will nicht mehr an seine Glanzzeiten erinnert werden. Mit ihren Nachforschungen reißen Hugo und Isabelle die alten Wunden auf. Als sich dann auch noch ein Professor für sein Werk zu interessieren beginnt, lässt sich Méliès erweichen und öffnet sich. Das Happy End im Film ist so schön wie die Wirklichkeit selbst.  Einige seiner Filme konnten gerettet und restauriert werden. Und George Méliès ist unvergessen, ist zumindest den Kinoenthusiasten noch immer ein Begriff.

Nachdem ich „Hugo Cabret“ das erste Mal gesehen hatte, verspürte ich den starken Drang, Martin Scorsese einen Brief zu schreiben. Ich wollte ihm danken – dafür dass er die Kinolegende George Méliès mit solch einem schönen Film zurück ins Licht der breiten Öffentlichkeit gebracht hatte – so begeistert war ich. Den Brief habe ich nie geschrieben. Mit meiner Rezension hole ich das jetzt nach.

„Hugo Cabret“ (USA, 2011)
127 Minuten
Darsteller: Asa Butterfield, Chloe Grace Moretz, Ben Kingsley, Sacha Baron Cohen, Christopher Lee, Helen McCrory, Michael Stuhlbarg, Emily Mortimer, Jude Law, ray Winstone
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: John Logan
Musik: Howard Shore
Kamera: Robert Richardson
Schnitt: Thelma Schoonmaker
Produktion: Johnny Depp, Tim Headington, Graham King, Martin Scorsese

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INCEPTION – Träumst du noch, oder lebst du schon

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Was passiert, wenn wir träumen? Wir haben übermenschliche Kräfte, fühlen uns wie Superman. Wir meistern Situationen, in denen wir im Alltag versagen. Manchmal können wir sogar fliegen. Es gibt aber auch Träume, die uns in die Abgründe unserer Seele führen, die uns ängstigen, verstören. Was alle Träume gemeinsam haben, ist die Verletzbarkeit des Träumers. Arglos schlafend liegt er da – wehrlos. Was wäre, wenn unsere Träume manipulierbar wären, wenn jemand unsere Gedanken lenken und für seine Zwecke ausnutzen könnte? Wir wären ihm ausgeliefert.

In „Inception“ (2010) spielt Regisseur und Drehbuchautor Christopher Nolan mit dieser Idee und schickt Leonardo DiCaprio auf eine Tour de Farce durch sein Unterbewusstsein. Als Dom Cobb ist DiCaprio so etwas wie ein professioneller Traumdieb. Genauer gesagt kann er sich in die Träume anderer Menschen einklinken und dem Schlafenden Geheimnisse entlocken – seien es brisante Informationen, die Zahlenkombination des Tresors oder der PIN-Code der Oma. Dom und einige Gleichgesinnte haben ihre besondere Fähigkeit zum Geschäftsmodell gemacht. Schwerreiche Sponsoren gibt es zur Genüge. Das Geschäft floriert. Da ist nur ein Haken. Dom lebt und arbeitet im Exil. Er darf nicht zurück in die USA, weil er dort als Mörder auf der Flucht gilt. Sein angebliches Opfer: Mal (Marion Cotillard), seine  Frau und Mutter seiner Kinder. Dabei hat sie sich doch selbst aus dem Fenster gestürzt, so glaubt es Dom zumindest.

Leonardo DiCaprio und seine Traumfrau

Was ist hier Schein und was ist Sein? Wo endet die Realität, und wo beginnt der Traum? Ab einem gewissen Punkt sind die Grenzen fließend. Christopher Nolan verlangt seinen Zuschauern bei „Inception“ einiges ab: Konzentration und vollste Aufmerksamkeit. Wir müssen nicht nur zwischen Traum und Realität unterscheiden, sondern auch noch zwischen mehreren Traumebenen. Denn je höher die Anzahl der Traumebenen, desto tiefer gelangt man als Traumtourist in das Unterbewusstsein seines Opfers. Als Hilfestellung hat Christopher Nolan die unterschiedlichen Ebenen so kontrastreich wie möglich gestaltet. So gleiten wir vom verregneten New York in ein nobles Hotel und von dort zu einer verschneiten Festung, wobei die herkömmlichen Gesetze von Raum und Zeit das ein oder ander Mal mächtig auf den Kopf gestellt werden. Optisch meisterhaft umgesetzt.

„Inception“ ist Augenschmaus und packender Thriller zugleich. Und das Beste ist: Man muss Leonardo DiCaprio nicht einmal mögen, um sich mitreißen zu lassen. Sein neuester Fall ist eine harte Nuss. Er soll einen Millionenerben (Cillian Murphy) überzeugen, das Unternehmen seines Vaters abzustoßen. Doch der junge Schnösel wehrt sich mit Händen und Füßen, ist gegen Traumdiebe gerüstet.

Als Dom kämpft Leonardo DiCaprio dabei nicht nur gegen seine Widersacher, sondern auch gegen seine eigenen Dämonen. Ständig taucht Mal in seinem Träumen auf. Sie verfolgt ihn – wie auch das schlechte Gewissen, die Sehnsucht nach ihr und die Überzeugung, die geliebte Frau in den Tod getrieben zu haben. Immer wieder versucht sie ihn davon zu überzeugen, dass seine Realität nur ein Trugbild, eben ein Traum ist, dass er nur aufwachen muss, um wieder mit ihr vereint zu sein. Natürlich ist es nicht Mal, die zu ihm spricht, sondern der Zweifel, der sich in ihm regt. Am Ende gelingt es Dom, sich von Mal zu lösen. Damit begräbt er auch die nagenden Zweifel. Er kehrt nach Hause zu seinen Kindern zurück. Aber ist er wirklich zurückgekehrt, oder träumt er noch? Darüber wird der Zuschauer im Ungewissen gelassen.

Hat euch das Finale auch so verstört? Lebt er am Ende sein Leben oder seinen Traum? Was meint ihr?

Inception (USA, 2010)
148 Minuten
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Marion Cotillard, Joseph Gordon-Levitt, Ellen Page, Tom Hardy, Cillian Murphy, Tom Berenger, Michael Caine, Ken Watanabe, Lukas Haas, Pete Postlethwaite, Dileep Rao
Regie, Drehbuch: Christopher Nolan
Produktion: Christopher Nolan, Emma Thomas
Kamera: Wally Pfister
Schnitt: Lee Smith
Musik: Hans Zimmer

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