Die Welten, die Tim Burton erschafft, sind bunt und düster zugleich – und voller merkwürdiger Gestalten. Sonderlinge haben es dem Filmemacher angetan. Sie und ihr Bestreben, der Isolation zu entfliehen, von ihrer Umwelt anerkannt und ein Teil von ihr zu werden.

„Die Insel der besonderen Kinder“: Miss Peregrine (Eva Green) verteidigt ihre Schützlinge bis aufs Blut. Foto: 20th Century Fox
In Tim Burtons neuestem Streich „Die Insel der besonderen Kinder“ haben sich die Sonderlinge in ihre eigene, sichere Welt zurückgezogen, sie leben abseits der Gesellschaft, müssen sich aber auch in dieser Welt gegen Eindringlinge zur Wehr setzen, um zu überleben.
Dabei fühlt sich der 16-jährige Jake (Asa Butterfield) überhaupt nicht besonders. Die meiste Zeit kommt er sich sogar unsichtbar vor – ignoriert von den Mitschülern, von den Eltern. Nur sein Großvater (Terence Stamp) schenkt ihm Beachtung. Leider hat der kürzlich das Zeitliche gesegnet. Brutal niedergemetzelt, seiner Augen beraubt. Wer tut so etwas? War es ein Tier – oder vielleicht doch eines der Monster, von denen der Großvater so oft erzählt und gewarnt hat?
Monstermäßig fantastisch
Gibt es diese Monster wirklich? Und mit ihnen Miss Peregrine und ihr Heim für besondere Kinder, in dem der Großvater während des Zweiten Weltkriegs Zuflucht gefunden haben will. Sind dies Erinnerungen? Oder sind es die Fantasien eines Holocaust-Überlebenden? Jake will es herausfinden, reist mit seinem Vater zu der kleinen walisischen Insel, auf der sich das Heim befunden haben soll. Zu seiner Überraschung existiert es tatsächlich, nur viel ist nicht mehr übrig. 1944 fiel das Haus einem Bombenangriff der Nazis zum Opfer und mit ihm seine Bewohner.
Und jetzt wird es fantastisch: Durch eine Art Schlupfloch gelangt Jake in eine Zeitblase, die die Heimbewohner konserviert hat, die sie in einer Endlosschleife immer wieder den Tag des Bombenangriffs erleben lässt. Zuerst ist Jake skeptisch. Hat er sich nur etwas zu heftig am Kopf gestoßen, oder sind die Geschichten seines Großvaters wahr? Sie stehen wahrhaftig vor ihm: Miss Peregrine (Eva Green) und die Kinder mit ihren besonderen Fähigkeiten – das Luftmädchen, der Unsichtbare, die Feurige. Sie heißen ihn willkommen.

„Die Insel der besonderen Kinder“: Jeder ist besonders – auf seine eigene Art. Foto: 20th Century Fox
Wie Jake bald erfährt, ist er alles andere als gewöhnlich und unbedeutend. Auch er ist besonders. Er ist derjenige, der die Kinder retten kann. Er ist der einzige, der die unsichtbaren Monster sieht. Und die haben es auf die Kinder abgesehen. Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt.
Tiefe Abgründe
„Die Insel der besonderen Kinder“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Ransom Riggs. Eine wahre Spielwiese für Tim Burton, auf der sich der Visionär austoben kann. Im Film stehen sich zwei Welten gegenüber: Jakes Realität im Jahr 2016 ist kalt, farblos, ungemütlich – kein Ort, an dem man sich gerne aufhält. Die Welt innerhalb der Zeitblase zeichnet Burton in kräftigen, warmen Farben. Die alte Villa und der verwunschene Garten mit seinen versteckten Winkeln wirken wie in Zauberreich – einladend und mystisch zugleich.

„Die Insel der besonderen Kinder“: Jake (Asa Butterfield) und die luftig-leichte Emma (Ella Purnell). Foto: 20th Century Fox
Wie schon bei „Big Fish“ und „Alice im Wunderland“ begibt sich Burtons Protagonist in eine Parallelwelt, die auf den ersten Blick zauberhaft ist, aber viele Geheimnisse und tiefe Abgründe birgt. Gut und Böse stehen einander gegenüber, bekämpfen sich bis auf die Zähne. Burton gelingt es meisterhaft, die sonderbaren Wesen in dieser Welt zum Leben zu erwecken. Dabei halten er und Drehbuchautorin Jane Goldman sich zwar nicht immer ganz an die Romanvorlage. Das ist aber überhaupt nicht störend. Eva Green gibt als stets Pfeife rauchende und überkorrekte Miss Peregrine eine herrlich düstere Mary Poppins, die ihre Schützlinge bis aufs Blut verteidigt. Samuel L. Jackson blüht so richtig auf als zähnefletschender Kinderschreck Barron. So viel Spaß hat der Filmbösewicht („Pulp Fiction“, „The hateful 8“) lange nicht gemacht. Und Asa Butterfield („Hugo Cabret“) hat sich vom jungen Talent zum Schauspieler gemausert. Sein Jake steht an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Er erkennt schließlich, dass menschliche Perfektion eine Illusion ist. Dass es die kleinen Makel sind, die einen Menschen ausmachen, die ihn besonders machen. Er entscheidet sich dafür, sich treu zu bleiben und zu seinen Makeln zu stehen, anstatt sich anzupassen. Stay peculiar, bleib besonders!
„Die Insel der besonderen Kinder“ ist Augenfutter pur – Szene für Szene, bis auf wenige Ausnahmen. Ein Märchen für Jung und Alt. Bildgewaltig und fesselnd. Ich habe den Film genossen.
Was ist euer Lieblingsfilm von Tim Burton? Die alten „Batman“-Schinken, „Edward mit den Scherenhänden“, „Sleepy Hollow“ oder ein ganz anderer? Schreibt mir.
„Die Insel der besonderen Kinder“ (USA, UK, Belgien 2016)
127 Minuten
Darsteller: Asa Butterfield, Ella Purnell, Eva Green, Samuel L. Jackson, Judi Dench, Allison Janney, Chris O’Dowd, Terence Stamp, Milo Parker, Raffiella Chapman
Regie: Tim Burton
Drehbuch: Jane Goldman
Kamera: Bruno Delbonnel
Schnitt: Chris Lebenzon
Musik: Michael Higham, Matthew Margeson
Produktion: Peter Chernin, Jenno Topping
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Ich liebe „Mars Attacks!“, „Big Fish“ und „Frankenweenie“ und als einer der wenigen mag ich seinen „Charlie and the Chocolate Factory“
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„Big Fish“ ist toll. An „Charlie …“ bin ich dagegen nie so richtig rangekommen. Ich weiß auch nicht, woran es liegt.
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Mein Liebling ist wohl „Big Fish“ oder „Ed Wood“.
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Ich liebe „Big Fish“. Hat mich vom der Vater/Sohn- bzw. Vater/Großvater-Konstellation her ein bisschen an „Die Insel der besonderen Kinder“ erinnert.
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Ich liebe seine bunten Welten! Am besten gefällt mir aber tatsächlich Alice im Wunderland. So ein bisschen verrückt irgendwie.
Bei „Die Insel der besonderen Kinder“ finde ich aber, das die Geschichte im Buch überhaupt nicht so „farbig“ wirkt, wie Burton es im Film darstellt. Er drückt dem Ganzen so seinen eigenen Stempel auf, das finde ich toll!
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Ich kenne das Buch nicht, habe aber richtig Lust bekommen, es zu lesen. Ich warte aber noch ein bisschen, damit ich unbefangener rangehe.
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Ich wollte eigentlich das Buch vorher lesen….naja…dann halt den Film….ich finde Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche total gut….aber auch seine anderen sind immer ein Vergnügen
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Ich liebe die meisten seiner Filme. Das Buch werde ich auf jeden Fall auch lesen. Da gibt es ja mehrere Teile
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Ja…er hat was…ich freue mich auch auf den Film – bin echt neugierig.
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Ich habe das Hörbuch gehört und war sehr enttäuscht. Ich bin wirklich kein Horror-Fan und grusele mich wirklich leicht, aber nach dem erste Drittel oder viertel ist es wirklich langweilig geworden… Der Spannungsbogen war eher wie eine Lawine, startete ganz oben und dann ja…. Vor allem ist es eine Trilogie, was ich mittlerweile sehr ätzend finde man muss nicht alles ausschlachten.
Ich wollte mir den Film eigentlich anschauen da Tim Burton immer alles besser macht, aber erstens gibt es den nur in 3D bei mir in der Umgebungen, zweitens die Rezensionen waren eher so mittelmäßig und drittens kann ich dem Film außer der Optik noch nichts abgewinnen. Dafür Geld auszugeben? Eher nicht.
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Ps: Ich bin ein kleiner Tim Burton Freak und deshalb ist meine „Auswahl“ etwas größer geworden:
Nightmare before Christmas
Frankenweenie
Charlie und die Schokoladenfabrik (diese Oompa Loompas!)
Beetljuice
Edward mit den Scherenhänden
Big Eyes
James und der riesen Pfirsich
oder #9
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Big Eyes will ich noch sehen. Beetlejuice ist super. Der soll ja neu verfilmt werden
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Ich kannte das Buch nicht. Das war wahrscheinlich auch gut so. So war ich unvoreingenommen. Ich fand den Film irgendwie zauberhaft. Die 3-D-Effekte haben mich gar nicht so gestört. Wurde an manchen Stellen super eingesetzt. Alles in allem Daumen hoch. Ich war richtig froh, dass mir endlich mal wieder ein Film gefallen hat
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Ich liebe diesen Film und das nicht nur, weil Eva Green da mitspielt 🙂 Der hat was 🙂
Mein liebster Burton – Film ist Sleepy Hollow.
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